2011 - Hospizdienst Weinsberger Tal e. V.

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2011

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Demenz -
wie soll ich das schaffen?
Kurz nach 20.00 Uhr ist am 18. Oktober 2011 der Raum im Gemeindehaus Wüstenrot gut gefüllt. Der Vorstand des Hospizdienstes Weinsberger Tal hat sich für den Vortrag mit dem Thema Demenz wie soll ich das schaffen? entschieden, weil die Krankheit, ähnlich dem Sterbeprozess, wie ein langsames Abschiednehmen von der realen Welt verläuft. Die Referentin Annette Klein leitet seit mehr als 25 Jahren das Heilbronner Mönchseehaus, eine Tagespflegestätte für Demenzkranke.
Die studierte Sozialpädagogin erklärt, dass es derzeit mehr als 1,2 Millionen Demenzkranke in Deutschland gibt. Demenzerkrankungen können z.B. durch Bluthochdruck oder Schlaganfälle hervorgerufen werden. Die häufigste und bekannteste Demenz ist jedoch die mit steigendem Alter vermehrt auftretendeAlzheimererkrankung auf die sie deshalb näher eingeht.
Anhand anschaulicher Beispiele erklärt sie, was in einem Demenzkranken vorgeht und wie man sich ihm am Besten nähern kann:
Wenn ein gesunder Mensch den Duft von Apfelkuchen in die Nase bekommt, stellt er sich vielleicht vor, wie er als Kind in der Küche seiner Oma eben diesen gegessen hat. Der Demenzkranke stellt es sich nicht nur vor, sondern glaubt sich wirklich bei seiner Oma zu befinden. Und wenn er zum Beispiel mit seiner Frau am Tisch sitzt, sieht er in ihr seine Oma, weil er ja vermeintlich in deren Küche sitzt. In einem solchen Fall soll man als Angehöriger dem Kranken nicht widersprechen, sondern mitspielen und versuchen zu begreifen, wo er sich gerade befindet.
Die Krankheit verläuft in drei Phasen.
In der ersten Phase fangen die Erkrankten an, Termine und Aufgaben zu vergessen oder Gegenstände zu verlegen. Dann beginnen sie irgendwann sich in ihrer Umgebung nicht mehr zurecht zu finden und Wörter oder Begriffe zu vergessen.
In der zweiten Phase kommt es vor, dass die Erkrankten Angehörige nicht mehr erkennen und immer wieder zwischen Phantasiewelten und Wirklichkeit hin und her wechseln. Sie beginnen, die Orientierung für Raum und Zeit zu verlieren.
In der dritten und letzten Phase befinden sich die Kranken meist nur noch in Phantasiewelten und es wird sehr schwer bis unmöglich sich ihnen zu nähern. Dennoch soll man mit ihnen reden. Obwohl sie das Gesagte nicht begreifen, nehmen sie trotzdem Ton und Klang der Stimme war. Auch kann man die Kontaktaufnahme über andere Sinne versuchen, also durch Gesten oder Berührungen.
Zum Schluss beschreibt die Referentin sehr eindrucksvoll, wie manchmal eine Demenz zu einer Befreiung werden kann, denn auch Unglück und Tragik wird vergessen. So wurde eine Frau, die ihre 4 Kinder verloren hat und ihr ganzes Leben lang depressiv war, zu einer der lustigsten im ganzen Mönchseehaus, die viel lachte und gerne sang.
Im anschließenden Gespräch berichten Angehörige Betroffener über ihre eigenen Erfahrungen mit der Krankheit.
Ich habe viel Wissenswertes erfahren und noch lange über das Gehörte nachdenken müssen.
Paula Kleine, Heilbronn, 14 Jahre



Psychische Traumata - seelische Verletzungen - sind häufig, können aber heilen
60 Zuhörer beim Vortrag des Fachpädagogen André Ettl
Bericht in der Heilbronner Stimme am 14.05.2011
„Eine außergewöhnliche Reaktion auf ein traumatisches Ereignis ist normal", meinte André Ettl. Er machte in seinem Vortrag „Umgang mit seelischem Trauma" deutlich, dass Betroffene dennoch ein zufriedenes Leben führen könnten. Eingeladen hatte der Verein Hospizdienst Weinsberger Tal, 60 Zuhörer waren ins katholische Gemeindehaus gekommen, Hospizbegleiter, Mitarbeiter in sozialen und pflegerischen Diensten, psychologische Fachkräfte, Pfarrer, Mitarbeiter mit sozialpädagogischem Hintergrund und Pflegeeltern.
Vorsitzender Horst Gold weiß, dass bei Sterbenden oftmals extreme seelische Belastungen wieder an die Oberfläche kommen. „In der Hospizarbeit tauchen in Gesprächen immer wieder verletzende Erlebnisse auf, die kein Mensch so ohne weiteres weg steckt", sagte er.
André Ettl ist Religionspädagoge und Sozialpädagoge. Weitere Ausbildungen führten ihn zum systemischen Supervisor und zum Fachpädagogen für Psychotraumatologie. In dieser Funktion betreute er Menschen nach dem Amoklauf in Winnenden. „Ein Trauma ist eine Wunde. Sie wird immer da sein, kann aber heilen", sagte er. Es handle sich um eine dauerhafte Erschütterung des Selbst- und Weltverständnisses. Reaktionen wie Panik, Schmerz, Todesangst, Scham, Handlungslosigkeit seien normal.
Ettl erläuterte die Phasen Trauma, Schock, Reaktion, Prozess, Risiko- und Schutzfaktoren. Um zu verstehen und damit umgehen zu können, seien die Symptome des Betroffenen hilfreich. Plötzlich auftretende Bilder im Alltag und Alpträume, Ruhelosigkeit, Schlafstörungen und überhöhte Wachsamkeit äußerten sich in nicht zuzuordnenden Schmerzen und depressiven Stimmungen. Das eigentliche Traumatische sei das Ausgeliefertsein der extremen Situation, berichtete er.
Eine Sicherheit für den Betroffenen herzustellen, Kontakt zu halten, seien eine große Hilfe. Ebenso zu ermuntern normale Dinge zu tun, Tagesrituale zu finden, Entscheidungshilfen geben, gehörten dazu. „Die Verarbeitung braucht Zeit, drängen Sie nicht", riet Ettl. In einem Heilungsprozess könne das Erlebte irgendwann in das Leben integriert werden. Ein Erinnern sei möglich, ohne von diesem überflutet zu werden. Die Rückkehr in den Alltag gelinge, und Perspektiven würden entwickelt.

André Ettl empfiehlt eine Broschüre des Instituts "TraumaTransformConsult":
Trauma - Was tun? Informationen für akut betroffene Menschen und deren Angehörige
25-seitige Broschüre für Betroffene zum Thema Traumatisierung
Text von: Dipl.-Psych. Monika Dreiner und Dipl.-Psych. Thomas Weber
Bei unserer Arbeit erreichen uns immer wieder Anfragen nach kurzen schriftlichen Informationen, wie man sich nach traumatischen Erfahrungen verhalten kann. Gerade nach dem Erscheinen unserer "Kinderbroschüre" wurde eine Information auch für Erwachsene regelmäßig nachgefragt. Diesem Bedürfnis soll nun dieser Ratgeber gerecht werden.
Die Broschüre ist als Hilfe zur Bewältigung des Alltags gedacht, um sich in der neuen, plötzlich eingetretenen Situation besser zurecht zu finden. Auch soll sie helfen, mehr Verständnis für sich und sein Gegenüber aufzubringen. Der Text ist daher in allgemein verständlicher Sprache verfasst und klar gegliedert.
Info zur Broschüre:
http://www.trauma-info.de/info-broschueren-trauma.php



Jesu Passion und unser Leid
– Sterbebegleitung im Spiegel der Leidensgeschichte Jesu
Die Passionsgeschichte ist eine Einladung zum Glauben an den auferstandenen Christus, aber auch eine Beispielerzählung über den Umgang mit Leid, Verzweiflung und Schmerzen. Pfarrerin Schick wird schwerpunktmäßig auf die für unser Erleben der Schattenseiten unseres Daseins übertragbaren Aspekte eingehen. Als erfahrene Sterbebegleiterin hat sie einen Schatz an Lebensweisheit und Hoffnung in diesen Texten gefunden.
Elfriede Schick, Krankenhauspfarrerin und Gemeindepfarrerin i. R., spricht am Mittwoch, 20. April 2011, um 20 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus Eschenau. Der Eintritt ist frei.

Hospizdienst Weinsberger Tal, Sudetenstr. 6, 74189 Weinsberg Tel. 07134/914285,  E-Mail: vorstand@hospiz-weinsberg.de
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