Elfriede Schick - Hospizdienst Weinsberger Tal e. V.

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Elfriede Schick

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Elfriede Schick

                              

                              
17.04.1942
08.06.2018
Pfarrerin i. R.
Leiterin der Vorbereitungsgruppen für den Hospizdienst
Leiterin der Reflexionsgruppen / Supervisorin
Seelsorgerin



Elfriede Schick hat den ambulanten Hospizdienst im Weinsberger Tal über viele Jahre maßgeblich geprägt und zahlreiche Hospizbegleiterinnen und -begleiter ausgebildet und als Supervisorin betreut. Sie hat oft mit zweifelnden Menschen den ihnen eigenen Weg gesucht, hat getröstet und Mut gemacht und vielen Menschen geholfen.
Ihre reiche Erfahrung, ihr hilfreicher Rat und ihr Vorbild in der Begleitung sterbender Menschen werden uns fehlen. Für ihren langjährigen ehrenamtlichen Einsatz in unserem Verein sind wir ihr sehr dankbar.
An dem Trauergottesdienst am Freitag, 22. Juni 2018, in der Evangelischen Kirche Löwenstein und der anschließenden Beisetzung auf dem Friedhof in Löwenstein haben zahlreiche Hospizbegleiterinnen und Vorstandsmitglieder teilgenommen. Der Abschied ist uns schwer gefallen. Wir fühlen mit den Angehörigen.

Trauerrede zum Gedenken an Elfriede Schick

Als wir Elfriede Schick bei unserer letzten Adventsfeier als Supervisorin unserer Hospizgruppe verabschiedet haben, hätten wir nicht gedacht, dass wir ein halbes Jahr später endgültig von ihr Abschied nehmen müssen. Wir sind sehr traurig und begreifen erst allmählich wie sehr uns Elfriede fehlt.
Uns tröstet hier ein Satz, den wir von Elfriede immer wieder gehört haben und der einerseits ihren Realitätssinn, andererseits eine große Gelassenheit und ihr Gottvertrauen widerspiegelt: „Dann ist das eben so, der Herrgott wird sich schon etwas dabei gedacht haben, es wird schon seinen Sinn haben“.
Elfriede Schick hat die Öffentlichkeitsarbeit und die Arbeit im Stillen des Hospizdienstes Weinsberger Tal über mehr als 20 Jahre maßgeblich geprägt. Sie hat ab dem Ende der 90er Jahre – damals war sie noch im aktiven Dienst als Pfarrerin in Neulautern – bis vor wenigen Jahren, als sie längst schon im Ruhestand war, vier verschiedene Gruppen mit großem Sachverstand und Engagement für die Hospizbegleitung ausgebildet. Insgesamt hat sie 85 Personen in Ihren Kursen im Umgang mit Sterbenden befähigt. Als Supervisorin war ihr sehr daran gelegen, dass sich die Ehrenamtlichen bei ihrer Arbeit nicht alleingelassen fühlen, dass sie sich in einer Atmosphäre des Wohlseins austauschen können und das Ehrenamt wertgeschätzt wird.
Mehr als zwanzig Jahre war sie im Vorstand des Vereins aktiv, wo sie aufgrund ihrer reichen Erfahrung eine wichtige und wertvolle Ideen- und Ratgeberin war. Über all die Jahre hat sie in einer Vielzahl von Vorträgen – ein Honorar wollte sie nie haben – und in vielen Gesprächsrunden zur Verbreitung des Hospizgedankens beigetragen, in den 90er Jahren noch zu einer Zeit, als dieses Anliegen in Deutschland  neu war und nicht überall auf Zustimmung stieß. Tod und Sterben war damals fast noch ein Tabuthema. Für Elfriede war die Betreuung Sterbender aber immer schon eine Herzensangelegenheit.
Besonders wertvoll  waren ihr offenes Ohr, ihre Erfahrung und ihre hilfreichen Ratschläge bei ihrer langjährigen Tätigkeit als Supervisorin. Als Klinikseelsorgerin war für sie der Umgang mit  Sterbenden nicht bloße Theorie, sondern gelebte Wirklichkeit. Sie saß oft selbst am Sterbebett, auch nach ihrer Pensionierung. Ihr Denken und Handeln waren daher niemals abgehoben, sondern immer sehr praxisbezogen.
Elfriede Schick war freilich keine Verächterin der Theorie. Sie hat sich durchaus intensiv mit Psychologie, Medizin und Ethik beschäftigt und wusste sehr genau, wovon sie sprach. Was sie aber nicht liebte, war substanzloses praxisfernes Gerede. Ein Bezug zur Wirklichkeit und das Wohlergehen des Einzelnen standen für sie ganz und gar im Vordergrund und deshalb konnte sie so unendlich hilfreich über viele Jahre wirken, als Zuhörerin und vorsichtige Ratgeberin, nie als Besserwisserin.
Ihr christliches Menschenbild war zutiefst davon geprägt, dass in jedem Menschen die Antworten auf die großen Fragen irgendwo schlummern, dass aber manchmal der Blick auf das Wesentliche verstellt ist. Durch Dasein und Zuhören einem sterbenden Menschen ohne viel Worte zu vermitteln, was er vielleicht unbewusst ahnt, dass am Ende trotz allen Leids irgendwie alles gut wird, das war ihr Credo.  Hierbei hat sie das Leid Sterbender niemals mit Floskeln schöngeredet, sondern ernst genommen und zu lindern versucht, so gut es ging.
Als Theologin war sie in ihrem Handeln von einem tiefen Vertrauen auf einen liebenden Gott bestimmt. Niemals aber hat sie diese christliche Dimension von sich aus betont oder gar anderen aufgezwungen. Sie hat sie einfach gelebt. Toleranz vor anderen Lebensentwürfen war für sie selbstverständlich und in der gottgegebenen Würde jedes Einzelnen begründet. Dass sie selbst einen Standpunkt hatte, hat sie freilich nicht verborgen. So konnte sie den Menschen glaubwürdig, ehrlich und verlässlich begegnen und wenn es sein musste, war sie durchaus auch konfliktbereit und streitbar, vor allem, wenn sie die Würde des Einzelnen, sei es in einer konkreten medizinischen Behandlung oder in großer Linie in der Politik, in Gefahr sah.
Wir durften über all die Jahre der Zusammenarbeit aber auch eine „private“ Elfriede kennenlernen, die unvergessliche, sehr persönliche Weihnachtsfeiern für ihre Gruppen ermöglichte, zunächst im Pfarrhaus in Neulautern, später in ihrem Privathaus in Hirrweiler. Elfriede kochte gut und gern, war literarisch interessiert und gebildet, las gerne mit Bedacht gewählte Geschichten, liebte die klassische Musik – sie sang jahrelang im Schützchor Heilbronn – und begeisterte auf manchem von ihr organisierten Ausflug durch ihr kunsthistorisches Verständnis.
Diese Gaben werden uns fehlen. Fehlen wird uns aber vor allem die verlässliche Zuhörerin,  Ratgeberin und Freundin.
Bekanntlich hat Elfriede Schick in regelmäßigen Abständen auch  das „Geistliche Wort“ in der Heilbronner Stimme gestaltet und hierdurch unzähligen Menschen mit verständlichen Worten Lebensmut und Hoffnungsperspektiven eröffnet. Ihr letztes geistliches Wort vom 13. April diesen Jahres hatte vielleicht nicht von ungefähr Psalm 23, „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“ zum Gegenstand. Es klingt fast wie ein Vermächtnis, wenn Elfriede schreibt, dass sie fest überzeugt ist, dass „dieser Psalm nicht an der Wirklichkeit vorbeiredet“.
Es war ihr Lebensprogramm, was sie hier zuletzt beschrieben hat: „Das ist das Tröstliche an diesem Psalm, dass er uns Gottes Gegenwart zusichert, ob wir jetzt auf der Sonnenseite oder der Schattenseite des Lebens sind. Wir sind nie allein. Gott lädt uns nach allen Gefahren an seinen Tisch. Er hat genug für alle. Und er verheißt uns das Ziel aller Wanderung, die immerwährende Wohnung in Gottes Haus. Dort löst sich alles in Wohlgefallen auf.“

Danke, Elfriede, für alles!

Dr. jur. Markus Kleine, Heilbronn,
(Zweiter Vorsitzender des Hospizdienstes Weinsberger Tal e.V.,
im Anschluss an den Gottesdienst )

Der Sonnenuntergang am Tag nach der Beerdigung fast von der Grabstelle aus.
Der Löweinsteiner Friedhof sei der Friedhof mit der schönsten Aussicht im ganzen Kirchenbezirk.
Da Elfriede viel Freude an Gottes Natur hatte, ist ein solches Bild wohl angebracht.

                                              Elfriede Schick
Hospizdienst Weinsberger Tal, Sudetenstr. 6, 74189 Weinsberg Tel. 07134/914285,  E-Mail: vorstand@hospiz-weinsberg.de
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