Berichte
über Veranstaltungen des Hospizdienstes
Weinsberger Tag und Ereignisse aus seiner Arbeit.
Klicken Sie auf den Link, um
direkt zum entsprechenden Bericht zu gelangen. (Zur Chronik der
Veranstaltungen)
- Jahrbuch
Im Jahrbuch der Stadt Weinsberg haben alle Vereine
und öffentlichen Institutionen die Möglichkeit, über ihre Arbeit des
vergangenen Jahres zu berichten. Redaktionsschluss ist Ende Oktober. / Jahrbuch
2000
- Migliederbrief 2000
Wir haben uns vorgenommen, zu Beginn eines jeden Jahres einen Brief
an die Mitglieder zu schreiben. Die Mitglieder sollen persönlich
über die von ihnen geförderte Arbeit unterrichtet werden. Beigefügt ist
regelmäßig das Protokoll der Mitgliederversammlung.
Wertvolle
Hilfe auf dem Weg zur Ruhe
„Manchmal erfüllen wir
einen letzten Wunsch. Oft sind wir aber auch einfach nur da”, so
beschreibt Margot Vohrer ihr ehrenamtliches Engagement als
Hospizbegleiterin. Seit sechs Jahren besucht die Erlenbacherin
Schwerkranke und Sterbende, hört ihnen zu, gibt ihnen Nähe und steht den
Angehörigen mit Rat und Tat zur Seite.
Dabei war es gerade
ihre eigene Unsicherheit im Umgang mit der Grenzerfahrung Sterben, die
Margot Vohrer zum Hospizdienst gebracht hat: „Wir hatten einen Fall in
der Familie, da hatte ich den Wunsch, aber auch gleichzeitig Angst,
einem Menschen beim Sterben beizustehen.”
Heute ist Margot Vohrer
nicht mehr unsicher. Aber die Arbeit führt sie dennoch immer wieder an
die eigenen Grenzen heran: „Ich bin ein Schaffer und Macher”, sagt sie
über sich. Im Hospizdienst habe sie gelernt, "sich damit abzufinden,
dass man manchmal einfach nur dasitzen kann und aushalten muss, dass ein
Mensch geht".
„Es macht auch Freude,
sonst würde es keiner tun”, beschreibt Horst Gold, Vorsitzender des
Hospizdienstes, die Arbeit als ein Geben und Nehmen von Zuneigung und
Achtung. Dabei sind es nicht nur vereinsamte Menschen, die die
Zuwendungen der Hospizbegleiterinnen in Anspruch nehmen. Gold sagt:
„Irgendwann sind die pflegenden Angehörigen mit ihren Kräften am Ende.
Dann ist es gut zu wissen, dass jemand da ist, der kommt und sich
kümmert.”
Bei Bewältigung
von Trauer steht das Hospiz zur Seite
Auch in punkto
Trauerbewältigung stehen die Hospizbegleiterinnen den Angehörigen in
einer Überforderungssituation zur Seite. „Wenn man vermitteln kann”,
berichtet Margot Vohrer von einem Fall, "dass ein Sohn seine sterbende
Mama in den Arm nimmt und mit ihr weint - dann hat man etwas Großes in
Bewegung gebracht."
Im vergangenen Jahr
sind so über 800 Einsatzstunden für die 25 ehrenamtlichen Helfer - fast
ausnahmslos Frauen - zusammengekommen, übrigens, ohne zusätzliche Kosten
für die Betroffenen zu verursachen. Denn finanziert wird der 1994
gegründete Verein über die Beiträge seiner 105 Mitglieder und durch
Spenden.
Derzeit bereiten sich
weitere 17 Frauen und drei Männer unter Leitung der ehemaligen Pfarrerin
Elfriede Schick aus Wüstenrot-Neulautern auf ihr künftiges Engagement
als Hospizbegleiter vor. Sie lernen, den Menschen die Angst vor den
Schmerzen und der Einsamkeit zu nehmen, „damit diese die letzte Zeit
ihres Lebens selbstbestimmt und erfüllt in vertrauter Umgebung
verbringen können”. (st)
Hospizdienst Weinsberger Tal: Telefon
07134/ 900147 oder 0172/ 9539709, Internet www.hospiz-weinsberg.de.
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Selbstbestimmungsrecht bis zur letzten Lebensminute,
Patientenverfügung, passive oder aktive Sterbehilfe: Kontrovers, aber
sehr sachlich diskutierten die Vertreter auf dem Podium in Weinsberg über
diese komplexen Themen.
Aufmerksam verfolgen über 180 Zuhörer im
Erhard-Schnepf-Haus die Veranstaltung von Hospizdienst Weinsberger Tal und
Weinsberger Kirchen. Lutz Wagner, Leiter des SWR-Studios
Heilbronn-Franken, führt die Teilnehmer durch ein "schwieriges
Feld" von rechtlichen Möglichkeiten und moralischen Aspekten entlang
der Grenze zwischen aktiver und passiver Sterbehilfe.
Elke Ehrenfeld, Präsidiumsmitglied der Deutschen
Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS), spricht sich klar für das
"selbstbestimmte Sterben" aus. Die gelernte Krankenschwester
hofft auf eine gesetzliche Regelung wie in der Schweiz. Dort darf der Arzt
den Freitod nach festgelegten Kriterien begleiten. Ehrenfeld sagt auch:
"Wenn meine Krebskrankheit weiter geht, fahre ich in die
Schweiz."
Sie vertritt damit die Minderheitsmeinung auf dem Podium.
Elfriede Schick, Klinikseelsorgerin in Löwenstein und frühere Pfarrerin
in Neulautern, setzt aus christlicher Sicht das "klare Nein" zur
aktiven Sterbehilfe entgegen. Aber: Die Mediziner sollten alte Menschen
auch sterben lassen, "wenn der Weg dazu eingeschlagen ist".
Dr. Karl-Heinz Koniczek, Leiter des Onkologischen
Schwerpunktes Heilbronn im SLK-Klinikum am Gesundbrunnen, fühlt sich in
der derzeitigen Rechtslage nicht eingeengt. Bei jährlich 1000
Krebspatienten in der SLK-Klinik höre er nur alle drei bis vier Jahre
einmal den Wunsch nach Sterbehilfe im Gespräch. "Die Zahl ist sehr
gering."
Dr. Sigmund Jakob aus Weinsberg betreut als Arzt die
Patienten im Franken-Hospiz: "Wir Hospizärzte lehnen die aktive
Sterbehilfe ab." Auch als Christ habe er keine Verfügungsgewalt
über das Leben. Eine immer ausgeprägtere Schmerztherapie ermögliche
Patienten eine Lebensqualität in der letzten Phase. Die beiden Ärzte
befürchten jedoch einen "Dammbruch" und kritisieren die DGHS
wegen einer möglichen Kommerzialisierung, wenn Deutschland gesetzliche
Regelungen schaffe.
Ein Fachanwalt für Medizinrecht ist Dr. Markus Kleine aus
Heilbronn. Er ließ sich auch zum Hospizhelfer ausbilden. Kleine nennt
Grauzonen wie Wachkomapatienten, die künstlich am Leben erhalten werden
oder die aktive Sterbehilfe wie in Belgien oder Holland, wenn unheilbare
Menschen vom Arzt die "erlösende Spritze bekommen". Kleine rät
davon ab, vorschnell Gesetze in Deutschland zu ändern. Zuerst müsse
geklärt werden: "Was ist gesellschaftlich erwünscht?"
Einig sind sich alle über die Bedeutung von
Patientenverfügungen. Nur zehn Prozent der Deutschen hätten eine, weiß
Elke Ehrenfeld zu berichten. Die Mannheimerin hat festgelegt: keine
Magensonde legen, nach zehn Tagen im Wachkoma alle Geräte abschalten.
Anwalt Kleine findet die Verfügung sinnvoll, wenn man noch klar bei
Sinnen sei. Aber: "Man kann nicht alle Situationen vorweg
bestimmen." Wichtig sei auch, dass Angehörige Bescheid wissen,
ergänzt Jakob. Theologin Schick hat keine Vorsorgevollmacht, "aber
Freunde, die wissen, was ich will".
"Was ist das Recht auf Sterben in Würde?",
lautet die Schlussfrage des Moderators. Größte Probleme sieht Kleine bei
der aktiven Sterbehilfe, er erzählt von weiteren Überlegungen in
Holland, ob Eltern die Entscheidung für ihr schwerstkrankes Kind treffen
dürfen. "Ich will keine Drittentscheidung", pocht die
DGHS-Vertreterin auf die Selbstbestimmung bis zum Tod. Onkologe Koniczek
sieht keinen Bedarf für neue gesetzliche Regelungen. Sein Kollege Jakob
würdigt die "gute Schmerztherapie und eine gute
Sterbebegleitung". Und Elfriede Schick will, "dass an meinem
Bett gebetet und gesungen wird".
Heilbronner Stimme am 10.03.2006 von Joachim Kinzinger
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Sprache kann Geheimnisse des Todes nicht
erfassen
Immer mehr Menschen öffnen sich
Vorträgen, die sich mit dem Lebensende befassen. Marianne Bevier sprach
vor 80 Zuhörern über Rituale für Begleitende und Sterbende im
evangelischen Gemeindehaus Lehrensteinsfeld. Eingeladen hatte der
Hospizdienst Weinsberger Tal.
Unsere Alltagssprache kann das Geheimnis des Todes nicht erfassen ,
sagte die katholische Diplom-Theologin und Pastoralpsychologin.
Sterbende drückten sich deshalb in Bildern aus auf der Schwelle in eine
andere Dimension. Rituale helfen ebenfalls an diesem Punkt, wo es keine
Alltagssprache mehr gibt.
Horst Gold, Vorsitzender des Hospizdienstes Weinsberger Tal, sagte in
seiner Einleitung: Unser Leben ist von Ritualen geprägt, viel mehr als
wir bewusst wahrnehmen, sie signalisieren Zuwendung und geben
Sicherheit. Rituale haben am Lebensende eine große Bedeutung. Was
Rituale sind, wie jeder das passende Ritual bei einem Sterbenden finden
könne, und dass es keine falschen Rituale gebe, darüber sprach die
Supervisorin.
Seit zehn Jahren arbeitet die frühere Krankenhausseelsorgerin in der
Mannheimer Hospizarbeit und bildet ehrenamtliche Hospizhelfer aus. In
Mannheim gebe es zwei ambulante Hospiz-Dienste, ein von der Caritas
getragenes Hospiz-Haus und eine Palliativ-Station an der Klinik
informierte sie.
Ein Ritual weist immer über Zeit und Raum hinaus, neben dem Tun
braucht es auch das Wort, und Rituale sind wiederholbar , erklärte
Bevier die Merkmale. Rituale seien für Sterbende hilfreich, um sich zu
verabschieden, Trost und Kraft zu finden, für das, was kommt. In der
kirchlichen Tradition gebe es bei den Katholiken zum Beispiel die
Krankensalbung. Dazu kämen Segensrituale. Das kann jeder von Ihnen ,
machte die Referentin Mut. Eine Hand auflegen und ein Gebet sprechen
seien eine ganz schöne Form eines Rituals . Als weiteres kirchliches
Ritual erwähnte sie Eucharistie und Abendmahl.
Man könne eine Kerze anzünden, sie symbolisiere ein Licht in der
Dunkelheit. Hilfreich für den Begleitenden sei zu fragen, woran sich
der Sterbende im Leben festgehalten habe? Man könne etwas in die Hand
geben, das Kraft spende. Eine Geschichte vorlesen oder ein Lied singen,
das drücke Nähe aus, meinte die Expertin.
Sterbende haben ein Bedürfnis nach Versöhnung , erfuhren die
Besucher, zu denen auch Hospizbegleiterinnen zählten. Man könne
schauen, was der Sterbende brauche. Vielleicht könne man einen Brief
zusammen schreiben, ein symbolisches Gespräch führen, lauteten ihre
Ratschläge. Es gibt keine falschen Rituale, nur verpasste , machte
Marianne Bevier deutlich.
Rituale würden auch den Sterbebegleitern Halt geben, um ihre Aufgabe
zu meistern. Ein Ritual aus der Mannheimer Hospizgruppe sei, dass die
Sterbebegleiterin eine Rose erhalte, dazu ein Licht für den
Verstorbenen.
Heilbronner Stimme am 27.10.2005 von Margit Stöhr-Michalsky
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Vortrag Dr. Bernhard Grimm
und 2. Weinsberger Symposium Palliativmedizin
Leid kann auch einen Reifeprozess auslösen
Ein philosophischer Vortrag nahm den Mensch im Leid und die Sinnfrage
in den Mittelpunkt. Ein Ärztesymposium befasste sich mit der
Palliativmedizin und Schmerztherapie bei nicht mehr heilbaren
Krankheiten. Der Hospizdienst Weinsberger Tal und der Qualitätszirkel
Palliativmedizin mit dem Weinsberger Arzt Sigmund Jakob hatten
eingeladen.
"Leid ist in sich selbst nicht sinnvoll, aber Sinn ist möglich
trotz Leid." Diesen Gedanken stellte Dr. phil. Bernhard Grimm
seinem Vortrag unter dem Thema "Ausgesperrt von der Sonnenseite des
Lebens" im katholischen Gemeindehaus voran. Arbeitslosigkeit,
Trennung, Krankheit, Tod. Vielfältig sei das Leid, das Menschen treffen
könne. Die Sinnfrage stelle sich. "Man kann das Leid nicht aus der
Welt schaffen, wenn man das Leid vermehrt", führte der Redner aus.
Vor 60 Zuhörer sprach der Philosoph, Althistoriker und Theologie
behutsam und eindrücklich darüber, dass Leid zwar zum Leben gehöre,
es aber überwindbar sei, "wenn wir unser Schicksal meistern".
Leid könne einen Reifeprozess des Menschen auslösen, in dem er wachse
und zur inneren Freiheit trotz äußerer Abhängigkeit gelange.
"Wir erkennen, wie kostbar das Leben ist."
Beispiele von Menschen, die das Leid überwunden und neue
Lebensaufgaben fanden, verdeutlichten seine Aussagen.
"Werteerweiterung führt zur Sinnfülle", vermittelte Bernhard
Grimm. Rückblickend lasse sich nach der überwundenen leidvollen Zeit
der Sinn erkennen.
Das Symposium am folgenden Tag befasste sich damit, wie das Leid bei
einer unheilbaren Krankheit gelindert, Lebensqualität und Würde des
Menschen erhalten werden könnte. Leitende Ärzte sprachen über
Opiattherapie, über den Neuropathischen Schmerz, über die
Palliativmedizin (zuwendende Medizin am Ende des Lebens) und über
Schmerztherapie.
Die Moderation hatte Dr. med. Karl-Heinz Koniczek, Ärztlicher Leiter
des Onkologischen Schwerpunktes (Onkologie: Lehre der Krebserkrankung)
Heilbronn.
"Palliativmedizin und Schmerztherapie beschäftigt auch die
Bevölkerung", hat der initiierende Weinsberger Arzt des
Symposiums, Sigmund Jakob, festgestellt. Er freute sich, dass sich nicht
nur Ärzte, ärztliche Mitarbeiter und Hospizhelfer informierten,
sondern auch Betroffene. "Die Ärzte zeigen sich dafür
offen", sagte er.
"Tumortherapie und Schmerztherapie gehören zusammen", so
der Tenor des Symposiums. Das grundlegende Bedürfnis des kranken
Menschen sei, nicht in die soziale Isolation zu kommen und nicht
unerträgliche Schmerzen erleiden zu müssen. Hier informierte der
Onkologe, dass ein Tumorleiden menschenwürdig begleitet werden könne.
Ärzte klärten über den "Schmerzmythos" auf. Die
Palliativmedizin, die Körper und Seele berücksichtige, gerät immer
mehr in den Vordergrund. Die ärztliche Aussage "Wir können nichts
mehr für sie tun" gebe es nicht mehr. Vielmehr müsse verdeutlicht
werden, so der Onkologe: "Wir lassen Sie nicht allein."
Dass die Zusammenarbeit ärztlicher Fachgruppen und Netzwerke
gefördert werden müsse, wurde deutlich. "Es ist wichtig, dass
neueste ärztliche Erkenntnisse weitergegeben werden, Menschen
Ansprechpartner haben", sagte Sigmund Jakob.
Heilbronner Stimme vom 27.04.2005 von Margit
Stöhr-Michalsky
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Dr. Marita Engels: Selbstbestimmung in der
medizinischen Krise
Jeder Mensch hat ein Recht auf Selbstbestimmung, auch in schwerer,
vielleicht tödlicher Krankheit oder Krise. Für den Fall, dass er dann
seinen Willen nicht mehr äußern kann, hat er die Möglichkeit "in
guten Tagen" seine Wünsche in einer Patientenverfügung nieder zu
legen. Das Finden geeigneter Formulare ist dabei längst nicht mehr das
eigentliche Problem. Vielmehr liegt die Schwierigkeit darin, sich
medizinische Grenzsituationen am Ende seines Lebens vorzustellen und mit
klaren Formulierungen Ärzten und Angehörigen Hinweise oder Anweisungen
für ihr Vorgehen zu geben.
Dr. Marita Engels wird in einem Referat mit Aussprache
Problemsituationen schildern, Konsequenzen verschiedener
Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen und vor allem erklären, mit welchen
Formulierungen man in einer Patientenverfügung festhalten kann, was
geschehen soll. Sie wird Inhalt, Form und Möglichkeiten aber auch die
Grenzen einer solchen Verfügung an konkreten Beispielen darlegen. Dr.
Engels arbeitet in der Strahlentherapie und ist fast täglich mit
derartigen Entscheidungen konfrontiert. Rechtsanwalt Dr. Markus Kleine
wird einleitend aus juristischer Sicht Patientenverfügung,
Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung erläutern.
Der Vortrag fand statt am Dienstag,
21.09.04, um 20 Uhr im Katholischen Gemeindehaus der Vater-Unser-Kirche
in Willsbach, Sülzbacher Weg. Veranstalter sind die Kath.
Kirchengemeinde St. Johann Baptist und der Hospizdienst Weinsberger Tal.
Über diesen gut besuchten Vortrag ist keine Presseveröffentlichung
erschienen. Das Thema "Patientenverfügung" kommt in der
Zeitung inzwischen zu oft vor. Allerdings hat dieser Vortrag das Thema
vom Erleben des Betroffenen und den inhaltlichen Fragen des Verfügenden
her aufgegriffen und sich damit von vielen ähnlichen Veranstaltungen
unterschieden. Der Abend wurde von etwa 100 Personen besucht.
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Margarete Hartmaier
begleitet selbst auch Sterbende in Weinsberg und Umgebung
100. Mitglied im Hospizdienst
Seit neun Jahren gibt es den Hospizdienst Weinsberger Tal. Vor kurzem
konnte der Vorsitzende, Horst Gold, das 100. Mitglied begrüßen:
Margarete Hartmaier aus Obersulm-Affaltrach.
Hartmaier ist
zudem Hospizbegleiterin. Diese Qualifikation hat sie nach einer
einjährigen Vorbereitung erhalten. Seit sieben Jahren ist Margarete
Hartmaier Nachbarschaftshelferin. Bei der Pflege einer betagten Frau,
die im Sterben lag, fiel ihre Entscheidung, sich für den Hospizdienst
zu engagieren. "Die gute familiäre Atmosphäre aller Beteiligten,
die sorgsame Begleitung bis zum Schluss" habe sie so beeindruckt,
dass sie selbst neben der Nachbarschaftshilfe diese Aufgabe übernehmen
wollte. "Das müsste man jedem gönnen, geborgen zu sterben",
ist die 51-Jährige überzeugt.
Nach der Vorbereitung zur Hospizbegleiterin trat Margarete Hartmaier
nun auch in den Verein ein, der damit 100 Mitglieder hat. "Das ist
jetzt meine Aufgabe. Da gehöre ich jetzt dazu", entschied sie.
Seit Gründung des Vereins 1994 wurden 63 Ehrenamtliche auf den
Hospizdienst vorbereitet. Rund 25 Helfer stehen zur Zeit für sterbende
Menschen und Angehörige im Raum Weinsberg zur Verfügung. "Die
menschliche Zuwendung, entsprechend der ganz eigenen Bedürfnisse, steht
dabei im Mittelpunkt", beschreibt der Verein seine Aufgabe. Die
Inanspruchnahme ist kostenlos.
2002 wurden ein Dutzend Sterbender in ihrer häuslichen Umgebung
über 392 Stunden von 17 Ehrenamtlichen begleitet. In Krankenhäusern
und sozialen Einrichtungen waren die Begleiterinnen bei 17 Sterbenden
eingesetzt. Mit dem Freundeskreis Stationäres Hospiz besteht eine
Kooperationsvereinbarung über die persönliche Begleitung der Bewohner
des Franken-Hospizes in Weinsberg. Margarete Hartmaier versah hier ihre
erste Begleitung. "Ich möchte die Zeit bewusst mit dem Patienten
verbringen", ist ihr Wunsch.
Informationen gibt es über die Einsatzleitung, Telefon
01 72 / 9 53 97 09.
Heilbronner Stimme Montag, 14.04.2003, von Margit Stöhr-Michalsky
Foto: Margit Stöhr-Michalsky
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Der Stuttgarter Prälat Martin Klumpp
referierte beim Hospizdienst Weinsberger Tal in der Baukelter in
Weinsberg
Männer trauern anders als Frauen
Jahrzehnte lange Erfahrungen mit Trauergruppen brachte der
Stuttgarter Prälat Martin Klumpp ein in sein Referat "Trauern
Männer anders?". Eingeladen zu dem Vortrag in der Baukelter hatte
der Hospizdienst Weinsberger Tal.
Voraus schickte Horst Gold vom Hospizdienst allerdings eine
Schweigeminute, in der man der Opfer des gerade ausgebrochenen
Irakkrieges gedachte. Klumpp stieg in das Thema ein mit der Behauptung,
dass es viel weniger Kriege gäbe, wenn das Thema Sterben nicht so stark
tabuisiert wäre.
Das Thema seines Vortrages, nämlich trauernde Männer, teilte Klumpp
in zwei Gruppen ein. Zum einen sind es trauernde Eltern, die ein Kind
verlieren, zum anderen Ehemänner, deren Frau gestorben ist. Mehrfach
betonte der Pfarrer im Laufe des Abends, dass es nicht "den"
trauernden Mann schlechthin gäbe. Aus der Vielfalt, Trauer zu
verarbeiten, hätte er jedoch im Laufe seiner langjährigen Gespräche
mit Einzelpersonen und Trauergruppen Verhaltensmuster herausgearbeitet,
die typisch seien.
Zunächst einmal sei bei Männern wie Frauen auffällig, dass
unmittelbar nach dem Tod eines Angehörigen ein Schock einsetze, der
alles "lähmt". Erst nach etwa acht bis 16 Wochen sei die
Psyche dann so weit, dass sie bereit zum Trauern sei. Bei Frauen setze
dieses Trauern in der Regel etwas zeitiger ein als bei Männern. Diese
würden sich gerne selbst unter Zwang stellen mit der Schutzbehauptung
"Ich muss das schaffen". Wenn allerdings dann doch dieser
Schutzwall einreiße, dann besonders heftig. "Männer trauern
nasser", hieß Klumpps Erläuterung dafür, dass Männer zu
deutlich heftigeren und längeren Weinkrämpfen neigen, wenn sie erst
einmal reif dafür sind.
Auch der Ort des Trauerns variiert. Während Frauen sich gerne in
Gemeinschaft ausweinten und dabei ihre Probleme besprechen, komme es bei
Männern eher zu Fluchtreaktionen.
Von vielen männlichen Gemeindemitgliedern wusste Klumpp, dass sie
dafür mit dem Auto Hunderte von Kilometern weit fahren oder aber beim
Joggen ihren Gefühlen freien Lauf lassen.
Als weiteren Unterschied zeigte der Referent die Ursachenfrage auf.
Während Frauen sich eher in ein Schicksal ergäben, kämen bei Männer
oft hinterher Schuldgefühle auf, dass man beispielsweise nicht auf
einer anderen medizinischen Behandlung bestanden habe.
Auch der Einklang mit der Religion kontrastiere. Während Frauen nach
Meinung des Prälaten ein tröstendes "Gespräch" mit Gott
suchen und ihr Leid klagen, komme von Männern eher der Vorwurf:
"Warum gerade ich?".
Dass die Trauer eine ganz natürliche Reaktion ist, belegte der
evangelische Geistliche mit der These, dass man nur dadurch eine Krise
überwinden kann. "Kein Therapeut findet einen automatischen
Kippschalter, mit dem er die Trauer beenden kann", lautete seine
Erfahrung. Erst durch intensives Trauern überwinde man die Trauer
selbst.
Dass Klumpps Ausführungen auf sehr interessierte Zuhörer gestoßen
waren, bewiesen die lebhaften Fragen an den Referenten, die übrigens
ausschließlich von männlichen Besuchern gestellt wurden. Dabei hätte
bei zehn männlichen und 23 weiblichen Gästen eigentlich die Resonanz
statistisch anders aussehen müssen.
Heilbronner Stimme, Samstag, 22.03.2003, von Karin Freudenberger
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Inger Hermann
informierte über die Sprache sterbender Menschen - Viele Metaphern
Symbol-Sprache zwischen Leben und Tod
"Symbole
und Zeichen brauchen wir ein Leben lang", meinte Inger Hermann vom
Hospizdienst Stuttgart. Sterbende Menschen teilen sich besonders in
Bildern und Symbolen mit. Diese "Sprache" zu verstehen war
Thema ihres Vortrages vor mehr als 100 Menschen in Eschenau.
"Wenn anscheinend kranke, sterbende Menschen verwirrt scheinen,
dann machen sie sich auf den Weg", hat Inger Hermann in ihrer
langjährige Hospizarbeit erfahren. Der Weg führe auf die Grenze hin,
die der Sterbende zum Tod überschreite von der Realität des Lebens in
eine andere Dimension. Dieser Wechsel könne im Gespräch ganz abrupt
kommen, das empfänden Angehörige oft als "verwirrt". So
sagte ein schwerkranker Vater plötzlich zu seiner Tochter: "Du,
meine Koffer sind gepackt." Ein anderer Patient meinte zu ihr.
"Gut, dass Sie kommen, gleich fährt das Schiff ab."
Als sich die Hospizmitarbeiterin von einer Frau verabschiedete, bat
diese: "Lassen Sie auch die Haustüre auf." Das seien Symbole,
die nichts mit der Realität zu tun haben, die auf den Übergang an der
Grenze des Lebens hinweisen, so Inger Hermann. "Reisen heißt immer
Bewegung im Raum", war ihre andere Aussage. Deshalb beschäftigten
sich viele Symbole mit Zeit und Raum. Der Wunsch nach einer "neuen
Uhr" spielte in einem Beispiel eine Rolle, ebenso der Satz
"für die neue Zeiteinteilung bereit zu sein". Dass die
Wanderschuhe ja bereit stehen sollen, wünschte sich ein weiterer
Sterbender.
Hospizbegleiter
aus dem Kreis Heilbronn, Seelsorger, Krankenschwestern und persönlich
Interessierte verfolgten den Vortrag, den der Hospizdienst Weinsberger
Tal organisiert hatte. "Es scheint so, dass die Seele auf vertraute
Koordinaten zurückgreift, wenn sie sich auf den Weg macht",
berichtete Inger Hermann. Ein großer Schlüssel sei hier ein weiteres
Symbol, um "das Tor" aufzuschließen. Ein Haus könne Metapher
für den Körper sein. Ein Hospiz-Patient sprach mehrmals davon, dass er
sein Haus auflösen müsse. Das deute auf das körperliche Gerüst hin,
erklärte die erfahrene Referentin.
Menschen, die ihren Abschied vorbereiten, wechselten häufig von der
Realitätsebene in die Symbolsprache. Hier aufzuhorchen, im Gespräch zu
bleiben, Bereitschaft zu üben, "was passiert auf der anderen
Ebene", sei wichtig. Es falle schwer, sich mit dem Tod vertraut zu
machen. "Doch wenn wir Sterben ans Leben ranlassen, wird das Leben
dichter", gab Inger Hermann abschließend den Zuhörern weiter.
Heilbronner Stimme Mittwoch, 29.01.2003, von Margit Stöhr-Michalsky
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Löwenstein: Mit Kindern über Sterben und Tod
reden war Thema des Hospizdienstes Weinsberger Tal - Klinikseelsorger Enz sprach
Der tote Opa könnte jetzt auch ein Stern sein
Kinder fragen direkt und unverhofft. Auch wenn es sich um das Thema
Tod handelt. Wie beantwortet man ehrlich ihre Fragen? Pfarrer Martin
Enz, der kranke und sterbende Kinder begleitete, sprach im evangelischen
Gemeindehaus in Löwenstein darüber. Der Hospizdienst Weinsberger Tal
lud dazu ein.
Ein Wunsch des Seelsorgers gleich zu Beginn seines Vortrages, der mit
einfließenden persönlichen Erfahrungen und Beispielen berührte.
"Nicht nach platten Antworten suchen, sondern sich fragen, wie rede
ich über ein Erleben der Kinder, das sie vielleicht neugierig gemacht,
ihre Seele vielleicht auch im Tiefsten erschüttert hat?".
Fragen
der Kinder nach Tod und Sterben kämen unverblümt und unerwartet, wie
bei ihm selbst auf der Heimfahrt vom Urlaub im Auto. "Dann ist es
jetzt präsent, dann braucht es eine Antwort", so Enz. "Kinder
müssen merken, dass wir ihre Fragen ernst nehmen", betonte er.
"Lassen Sie ihre Fantasie spielen", motivierte er an
anderer Stelle; denn Kinder bräuchten Bilder. So könne bei kleineren
Kindern der verstorbene Opa ruhig ein Stern sein, der auf das Kind
herableuchte. Bücher, um Kinder auf das Thema Tod vorzubereiten,
"eigneten sich nur, wenn ich sie selbst gut finde", gab er
weiter. Eine Buchliste und viele Tipps hatte er für die 40 Zuhörer
mitgebracht.
Auf die Frage eines zwölfjährigen schwerkranken Mädchens an ihn,
was wohl nach dem Tod komme, fragte der Pfarrer zurück, was sie sich
denn vorstelle. "Lassen Sie alles zu, wenn es den Kindern hilft,
wir wissen ja nicht, wie es im Jenseits ist." Was mache es so
schwierig, Fragen nach dem Sterben zu beantworten? "Wir wollen
Kinder, die fröhlich ihre Lego-Türme bauen", meinte der Vater
dreier Kinder. Trauernde Kinder machten Erwachsenen Angst, weil die
eigene Grenze des Verstehens sichtbar werde, auch die eigene
Sterblichkeit. Eine Hilfe sei, Schritte in die eigene Kindheit zurück
zugehen, zu schauen, welche Antworten waren zum Beispiel beim Tod des
geliebten Tieres hilfreich. Welche Gefühle, Erinnerungen würden wach?
"Kinder begreifen den Tod altersgemäß unterschiedlich",
verdeutlichte Enz. Kinder im Vorschulalter hätten vor allem Angst,
verlassen zu werden. Tod werde noch nicht als endgültig geglaubt. Ein
Beispiel, bei dem ein sechsjähriges Mädchen seinen kleinen toten
Bruder nach einem Jahr wieder haben wollte, weil er "nun lange
genug tot war", verdeutlichte dies. Ab zehn Jahren hätten Kinder
eine realistische Vorstellung, würden das Ende des Lebens als
beängstigendes Ereignis sehen.
Martin Enz war an der Klinik Löwenstein tätig, bildete die ersten
Hospizhelfer im Weinsberger Tal aus. Als Klinikseelsorger an der
Kinderklinik in Tübingen hat er sterbende Kinder begleitet. Hier habe
er viel gelernt, sagte er. "Kinder können im Angesicht des Todes
leben", das war für Ihn eine faszinierende Erfahrung. Wie der
neunjährige Junge, der in der Klinik abends seine Familie zum
Kartenspiel einlud, das er noch mit Mühe spielen konnte. Gegen
Mitternacht sei er dann gestorben. Große Resonanz auf den Vortrag
zeigten die anschließenden Fragen und Gespräche.
Margit Stöhr-Michalsky, Heilbronner Stimme,
16.11.2002
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480 Stunden leisteten die Hospizhelfer Hilfe
Gut besucht war die Mitgliederversammlung des Hospizdienstes
Weinsberger Tal. Zu Beginn informierte der Vereinsvorsitzende Horst Gold
über die allgemeine Situation des eingetragenen Vereins. Erfreulich ist
beispielsweise die Mitgliederentwicklung, die nach vier Neuaufnahmen bei
jetzt 97 Personen liegt.
Der allgemeinen Information dienten die Besichtigungsfahrten in die
Hospizeinrichtungen Bietigheim-Bissingen, Stuttgart und Ulm. Erstaunt
zeigte sich Gold über das rege Interesse an der Homepage des Vereins.
Allein im Oktober wurde die Homepage 42 mal angeklickt, über die
Patientenverfügung informierten sich 155 Internetnutzer.
Das Thema Öffentlichkeitsarbeit vor Ort beleuchtete anschließend
Martin Rau. Neben Vorträgen vor Gruppen wie den Landfrauen oder über
Spezialthemen für ein breites Publikum kommen zunehmend auch Anfragen
von Ethiklehrern, die um Unterrichtsbesuche bitten.
Einsatzleiterin Eva-Maria Wilske brachte Zahlenmaterial. Insgesamt
waren es im abgelaufenen Jahr 25 Einsätze, darunter zehn Begleitungen
zu Hause, sechs im Krankenhaus und neun in diversen Pflegeheimen. Die
Stundenzahl steigerten die insgesamt 16 Hospizbegleiterinnen dabei auf
480 Hilfestunden. Zu diesen Zahlen kamen noch Telefongespräche oder
Trauerbegleitungen.
Über die Ausbildung referierte Elfriede Schick. Die Neulauterner
Pfarrerin hatte im Februar mit einer neuen Gruppe aus 26 Personen
begonnen. Auch wenn davon drei absprangen, teilte man auf Grund der
hohen Personenzahl die Gruppe in zwei Teams auf, die sich intensiv mit
Sterbebegleitung oder Pflegeaspekten beschäftigten. Schick betonte
ausdrücklich, dass man hier nicht nur für den offiziellen Dienst als
Hospizbegleiterin ausbilde, sondern die Personen ihre Erfahrungen
teilweise auch zunächst in der Familie oder Nachbarschaft weitergeben
möchten.
Die Grußworte des Freundeskreises Stationäres Hospiz überbrachte
dessen Vorsitzender Gerhard Scherr. Er berichtete über Verzögerungen
auf der "Zielgeraden" des Umbaus, gab sich jedoch
zuversichtlich, dass man noch in diesem Jahr fertig wird. Dies sei umso
wichtiger, als man bereits jetzt Patienten auf der Warteliste habe.
Ausdrücklich wünschte er eine Zusammenarbeit mit dem Hospizdienst,
da man dringend auf wertvolle Hilfe im psychosozialen und
seelsorgerischen Bereich angewiesen sei. Der Freundeskreis möchte hier
dem Hospizdienst die sprichwörtliche Hand reichen und hofft auf eine
sensibel gehandhabte Zusammenarbeit. Horst Gold versicherte, dass man
selbstverständlich eine solche Kooperation anstrebe. Er schlug vor,
dass die Absprachen zwischen der Pflegeleitung und der Einsatzleitung
des Hospizdienstes erfolgen.
Nach dem Kassenbericht von Hedwig Berberich erfolgte die einstimmige
Entlastung der gesamten Vorstandschaft. Da keine Neuwahlen anstanden,
wird die "Hospizcrew" auch weiterhin von der bewährten
Vorstandschaft um Horst Gold geführt werden.
Karin Freudenberger, Heilbronner Stimme, 09.11.2002
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Petrus Ceelen beim Hospizdienst Weinsberger
Tal
In Notlagen für andere da sein
"Es gibt viele, die Hilfe brauchen", verdeutlichte der
katholische Theologe und "Aids-Seelsorger" Petrus Ceelen in
seinem Vortrag in der Weinsberger Baukelter. "Mitfühlen,
mitleiden, mittragen und mitgehen" sei ein Weg, den jeder gehen
könne. Darüber sprach er vor 40 Zuhörer.
"Helfen fängt mit Sehen an", sagte der Gesprächstherapeut
einleitend. Er wollte die Zuhörer motivieren, nicht wegzuschauen, wenn
sie Leid sehen, sondern sich unkonventionell einzubringen. "Die
soziale Kälte auf der Straße des Lebens ist groß", meinte der in
Belgien geborene Petrus Ceelen.
Der 59-Jährige weiß, wovon er spricht. Seit 1992 ist er sogenannter
"Aids-Seelsorger" für den Großraum Stuttgart. Davor war er
16 Jahre Gefangenenseelsorger auf dem Hohenasperg. Jeder könne etwas
tun, sagte er und verwies auf das Mitfühlen, das er an den Anfang
stellte. "Fragen Sie doch mal einen Bettler am Hauptbahnhof, warum
er hier steht." Sein Schicksal verschaffe einen anderen Blickwinkel
zum eigenen Leben, lasse den Gedanken zu: Auch mich hätte es treffen
können, führte Ceelen aus. Oft sei ein aufrichtiges Gespräch
wertvoller als ein Euro aus schlechtem Gewissen.
Wie ist das mit dem Mitleiden? Der Buchautor machte deutlich, dass es
dem kranken Mitmenschen nichts nütze, mit ihm in sein Leid zu
versinken. Mitleiden heiße viel mehr, Geben und Handeln, sich darauf
einlassen, das Notwendige zu tun. "Etwas tun, wenn man nichts mehr
machen kann", das drücke das Wort Mittragen aus. Als er einmal ein
Aids krankes Mädchen fragte, was er für sie tun könnte, meinte sie:
"Nur ein bisschen da sein." Mittragen bedeute für ihn Anteil
nehmen an den Ängsten, Sehnsüchten, an der Verzweiflung des anderen.
"Leid und Krankheit sind ein Geheimnis, das wir mit dem Verstand
nicht erklären können", versuchte Petrus Ceelen eine Antwort auf
Fragen bei Schicksalsschlägen zu geben. Die praktische Antwort auf Leid
sei die liebevolle Zuwendung. Körperkontakt, Nähe und Berührung
sagten oft mehr als Worte. Gerade als "Aids-Seelsorger" habe
er erfahren, welche Wohltat es für den Kranken bedeutet, "wenn
einer da ist, der ihm einfach nur die Hand gibt."
Das Mitgehen als zuletzt genannte Möglichkeit, sprach vor allem die
anwesenden Hospiz-Helfer an, die Sterbende bis zum letzten Atemzug
begleiten.
Von Margit Stöhr-Michalsky, Heilbronner Stimme
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Das Sommerfest des -
Freundeskreises Stationäres Hospiz Weinsberg war Publikumsmagnet
Freude über den großen Erfolg
Kaiserwetter, dazu schwäbische Küche und ein buntes Musikprogramm.
Optimale Voraussetzungen für einen Erfolg des vierten Sommerfestes des
Freundeskreises Stationäres Hospiz Weinsberg.
25 Helfer standen auf der Liste von Hans-Ulrich Leisterer. Am Grill,
im Spülzelt, an der Salattheke, beim Kaffeeausschank. Aus den
Erfahrungen der vergangenen Sommerfeste hatte Küchenchef Walter Stein
großzügig kalkuliert. 300 Portionen Schwenkbraten und Maultaschen, 800
Bratwürste, dazu Salat aus 40 Kilogramm Kartoffeln. Dass es den vielen
Gäste schmeckte, zeigte sich daran, dass bereits am Nachmittag die
Küche "ausverkauft" meldete. Die gespendeten 40 Kuchen waren
ebenfalls schnell weg.
Den
Abschluss des Sommerfestes gestalteten "Die Rebeles", die
dreiköpfige Rentnerband. Mit dabei am Schlagzeug und Keyboard der
Weinsberger Erich Todt. Volksmusik, Evergreens, Country-Musik und
James-Last-Hits unterhielten die Besucher vor dem Backhaus. Den Auftakt
des Sommerfestes bestritt wieder die Läpple-Kapelle mit Dirigent Peter
Gross. Die Jugendkantorei und die Kantorei der evangelischen Kirche
unter Leitung von Gerhard Frisch präsentierten volkstümliche Weisen,
Silcherlieder und Haydn-Interpretationen. Wobei hier über die Harmonie
in der Ehe nachgedacht wurde, auch über den günstigen Augenblick, der
zur Liebe führe. Der Herrenchor (Leitung Hans-Jörg Eberle) zeigte sich
auf den Spuren von "Comedian Harmonists". Vom
Donau-Dampfschifffahrts-Kapitän bis zur Old-Shatterhand-Bar in Kentucky
ging die musikalische Reise.
"Ein voller Erfolg«, so bezeichnete Gerhard Scherr das gut
besuchte Sommerfest. In diesem Rahmen konnte er für den Freundeskreis
Stationäres Hospiz Weinsberg 1100 Euro zusätzlich für gespendete und
versteigerte handwerkliche und künstlerische Arbeiten einnehmen. Der
Erlös des Sommerfestes fließt ebenfalls in den Bau des Hospizhauses in
der Schwabstraße. "Dort gehen die Arbeiten in großen Schritten
voran", berichtete Walter Stein. Wände seien versetzt, der Aufzug
eingebaut, die Sanitäranlagen kurz vor der Fertigstellung. "Wir
könnten samstags noch freiwillige Helfer für Tapeten entfernen und
Hecken schneiden gebrauchen", ergänzte Walter Stein.
Info: Am 15. September ist übrigens "Bauhocketse" beim
zukünftigen Hospizhaus in der Schwabstraße.
Von Margit Stöhr-Michalsky, Heilbronner Stimme
vom 27.08.02
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Professor Dr. Reinhard Tausch in Weinsberg
Positive Gedanken - ein Schritt zur Besserung
"Wenn Stress zu Krankheiten führt", lautete das
Vortragsthema vom Hospizdienst Weinsberger Tal im Erhard-Schnepf-Haus,
das auf große Resonanz stieß.
Gedanken zu ändern ist bereits ein Schritt zur Gesundheit. Stress
ist Bedrohung, Bedrohung macht krank. Wie kann man damit besser umgehen,
wie kann man Krankheiten verhindern? Der Vortrag von Professor Reinhard
Tausch vor 300 Teilnehmern im Erhard-Schnepf-Haus in Weinsberg sollte
darauf Antworten finden. Dass das Thema Stress aktuell ist und viele
bewegt, zeigte die unerwartet große Zahl von Zuhörern aus dem Kreis
Heilbronn - Hospizhelfer, Therapeuten, Sozialarbeiter, andere
Berufstätige und Mütter.
Aus der Sicht von wissenschaftlichen Erkenntnissen, darauf legte
Professor Reinhard Tausch Wert, wurden im Laufe des Abends
Stressursachen und Lösungswege zu einer besseren Gesundheit aufgezeigt.
Es sei erwiesen, dass die Hälfte der Patienten psychosomatische
Krankheitsbilder hätten. Vor allem Herz- und Kreislaufbeschwerden,
Schwächung des Immunsystems, Rückenschmerzen und Allergien zeugten
davon. Wie kommt das? Was ist Stress? Lebensstress wie Trennung oder Tod
eines nahe stehenden Menschen, chronische Krankheiten oder
Arbeitslosigkeit empfinde der Mensch als außergewöhnliche Bedrohung.
Auch Alltagsstress wie Überforderung im Beruf oder in der Familie,
Konflikte, Druck, Perfektionismus gehörten dazu.
Wie stark, wie unlösbar die Bedrohung sei, davon hingen Erfahrungen,
persönliche Bewertungen und Gedanken ab. Diese seien der Schlüssel zur
Stressreaktion, so der Psychotherapeut. "Unsere Urahnen hatten zwei
Möglichkeiten bei Alarm: Kampf oder Flucht". Da sich dies
gewandelt habe, der Körper aber dennoch unter permanenter Bereitschaft
stehe, mache dies krank. Stress löse Versagensgefühle, Angst, Wut,
Resignation aus. Neigung zu Süchten oder Gewalt seien ebenfalls Folgen.
Jeder könne etwas tun in Sachen Stress, so der Forscher.
Das Bewusstsein mit positiven mentalen Inhalten und Gedanken füllen,
statt zu grübeln, sinnvolle Aktivitäten finden, andere um
Unterstützung bitten, soziale Kontakte wahrnehmen und sich engagieren
seien Schritte zur körperlichen und seelischen Gesundheit. Schwerer sei
es, die Realität zu akzeptieren. Hier riet er: "Gelassenheit, wo
wir etwas nicht ändern können, Handeln, wo wir etwas verändern
können."
Nach dem zweistündigen Referat mit Muskelentspannungs- und
Atemübungen blieb noch Zeit für Fragen.
Von Margit Stöhr-Michalsky, Heilbronner Stimme,
27.04.02
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Vortragsabend des Hospizdienstes Weinsberg Tal e. V. -
Wie lebendige Trauer gelingt
Symbolische Staumauer abtragen
Wenn ein geliebter Mensch stirbt, ist die Trauer kaum auszuhalten.
Viele Menschen trauen sich nicht, zu trauern, lassen keine
Gefühle zu. Wie lebendige Trauer gelingen kann, erfuhren 120
Zuhörer in Weinsberg beim Vortrag von Dirk Matzik, Leiter der Trauer-
und Lebensberatungsstelle T.A.B.U..
T.A.B.U., die Beratungsstelle, die es seit 1986 in Essen gibt, stehe
für Trauer, Abschied, Beratung, Unterstützung, aber auch für das
Tabu-Thema Trauer, über das man nicht spreche, klärte Dirk Matzik
eingangs auf. Und da war er schon mittendrin im Thema seines Vortrages,
den der Hospizdienst Weinsberger Tal in Zusammenarbeit mit der AOK
organisierte.
Gerade über die Trauer, die nämlich keine Krankheit sei, sondern
ein wichtiges Gefühl, wie er betonte, wollte er sprechen. Darüber,
welche Phasen durchschritten werden müssten, wie es gelinge, wieder ins
Leben zurück zu finden. Vor allem Hospizhelfer aus dem Stadt- und
Landkreis Heilbronn, auch Menschen, die sich Rat holen wollten, kamen in
die Hildthalle.
"Trauerprozess ist wichtig, sonst gibt es keinen Abschied",
teilte der 46-Jährige mit. In diesem Trauerprozess könnten alle
Gefühle in vielen Farben und Schattierungen sehr stark werden:
Traurigkeit, Wut, Hilflosigkeit, Schmerz, auch Erleichterung. Diese
zuzulassen sind für den Berater und Seminarleiter sehr wichtig.
"Auch Zusammenbrechen ist erlaubt", meinte er.
Er sprach von der symbolischen Staumauer, die sich Menschen innerlich
bauten, wenn sie zum Beispiel Trauergefühle und Tränen jahrelang in
ihrem Leben zurückhielten. "Irgendwann sind die Gefühle stärker
und brechen durch." Deshalb plädierte er dafür, "Stein für
Stein" die Staumauer abzutragen, die so genannten
"unerledigten Geschäfte" aufzuarbeiten, damit sich die eigene
Persönlichkeit weiter entwickeln, Lebendigkeit entstehen könne.
Um Trauernde verstehen zu können, zeigte Dirk Matzik vier Phasen
auf, die der Betroffene durchmache. Am Anfang stehe das
Nicht-wahrhaben-wollen des Verlustes, der Realität. Aufbrechende
Emotionen, wie das Gefühl "verrückt zu sein", folgen. Danach
komme die Phase des Suchens, Findens und Verabschiedens. Dabei betonte
Matzik, den Verstorbenen nicht auf ein Podest zu stellen. Denn von
Göttern könne man sich nicht verabschieden.
Die vierte Phase sei die der Neuorientierung, gewonnene
Vorstellungen, wie das eigene Leben ausschauen sollte. Das Modell des
lebendigen Trauerns könnte jedoch von den Betroffenen über den Haufen
geworfen werden, doch immer sollten die Phasen fließend sein. Ein
Steckenbleiben bedeute Isolation, Kompensation durch Arbeit, Tabletten
oder Drogen. Hier sei professionelle Hilfe angezeigt.
"Jeder kann etwas für Trauernde tun", betonte er, jedoch
keine Ratschläge geben, die aus der Hilflosigkeit erfolgen, sondern
"einfach da sein", dies genüge. Eines gab der Referent den
aufmerksamen Zuhörern und Hospizhelfern mit auf den Weg. "Um
Menschen helfen zu können, ist es wichtig, die eigene Trauerlandschaft
kennen zu lernen." Trauer sei wie eine Wunde, sie müsse
verantwortungsvoll umsorgt werden, damit sie heilen könne.
Margit Stöhr-Michalsky, Heilbronner Stimme
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In der Mitgliederversammlung am 15. November 2001 hat der Verein
seinen alten Namen "Hospizhilfe Region Weinsberg e. V."
abgelegt. Er heißt nun Hospizdienst Weinsberger
Tal e. V.. Mit dieser Änderung soll Verwechslungen mit
"Sterbehilfe" vorgebeugt werden und eine Anpassung an einen
weit verbreiteten Sprachgebrauch erfolgen.
Ähnlich verhält es sich mit der Bezeichnung "Weinsberger
Tal". Sie umfasst die Gemeinden, die im regionalen Teil der
"Heilbronner Stimme" angesprochen werden. Er deckt sich auch
mit einer kommunalen Gebietsbezeichnung.
Diese Namensänderung erfolgte im Rahmen einer Satzungsänderung, mit
der die Zahl der Beisitzer flexibel gestaltet wurde und einige rein
sprachliche Korrekturen vorgenommen wurden.
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Bücherspende für die
Wüstenroter Gemeindebücherei
Im Zentrum der Hospizarbeit steht die Begleitung Sterbender. Doch
auch die Unterstützung der Hinterbliebenen ist wichtiger Teil dieser
Arbeit. Aus diesem Grund überreichte der Hospizdienst Weinsberger Tal
der Gemeindebücherei Wüstenrot ein umfangreiches Büchersortiment zur
Thematik Sterben.
Zum
ersten Mal traten die Hospizler dabei unter ihrem neuen Namen auf.
Firmierte man bislang unter "Hospizhilfe Region Weinsberg" so
heißt der Verein seit letzter Woche nun "Hospizdienst Weinsberger
Tal". Auf den grünen Aufklebern, die nun die geschenkten Bücher
in der Gemeindebücherei kennzeichnen, steht allerdings noch die alte
Bezeichnung. Sie sollen zeigen, wie umfangreich die Literatur ist, die
sich mit Tod, Sterbebegleitung oder auch Formalien zum Begräbnis
befasst. Neben Sachbüchern und Romanen für Erwachsene steht auch eine
breite Palette an Kinder- und Jugendliteratur zur Verfügung. Titel wie
"Du fehlst mir" oder "Hat Oma Flügel" deuten an,
dass hier ein Tabuthema kindgerecht aufbereitet wird. Büchereileiterin
Gisela Ankele bedankte sich bei der Bücherübergabe intensiv bei Horst
Gold und Martin Rau vom Hospizdienst und nannte auch den Betrag, der bei
der Übergabe in Buchform auf einem Präsentationstisch lag. Inklusive
Einbinden übernahmen die Hospizler Kosten in Höhe von 1232 Mark.
Rau erläuterte den Gästen, dass man dieses Geld gut angelegt sieht,
da eine gute Information innerhalb der Bevölkerung auch die eigene
Arbeit unterstützt. Er betonte, dass sich jeder Hilfe suchende an den
Hospizdienst wenden könne und dann von den ehrenamtlichen Mitarbeitern
kostenlos in der von ihm gewünschten Form und Intensität begleitet
werde.
Im Januar wird die Neulauterner' Gemeindepfarrerin Elfriede Schick
auch wieder einen neuen Kurs zur Ausbildung von Hospizhelfern beginnen.
Passend zur Thematik las der "schwäbische Ostfriese" Gerhard
Willms aus seinen Gedichten., Er erläuterte, dass er selbst erst durch
den Tod seiner Frau zum Schreiben gekommen sei. Seine Gedanken zum Tod
nahmen nicht nur die Sicht der Hinterbliebenen auf, sondern stellten
auch Fragen an die eigene Vergänglichkeit.
Sehr einfühlsam näherte sich das Volksmusikensemble Wüstenrot der
Würde des Themas. In der ungewöhnlichen Besetzung Kontrabass, E-Piano
und Zither begeisterten Günter Bauerle, Helmut Wahr und Jürgen
Hoffmann die Zuhörer.
Bericht von Karin Freudenberger
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Heilbronner Stimme vom 27. September 2001
Die richtige Antwort wird es
nicht geben
Warum nur, warum? Einen Vortrag zur Annäherung auf die Frage nach
Schicksalsschlägen haben der Hospizdienst Weinsberg und die Weinsberger
Kirchen veranstaltet. Psychologe und Psycho-Therapeut Reinhard Tausch
und Theologin Anna Christ-Friedrich suchten in ihren Beiträgen
Erklärungen, gaben Hilfestellungen.
Bei der Planung des Themen-Abends ahnte von den Organisatoren noch
niemand, dass die Warum-Frage eine neue Dimension durch die
Terroranschläge in den USA bekommen sollte.
Die Frage des "Warum?" könne nach Tagen der Katastrophe in
Amerika nicht größer sein, ging Theologin Anna Christ-Friedrich auf
die aktuellen, schrecklichen Ereignisse ein. In ihrem Vortrag beschrieb
sie die Gefühle, die Menschen bei Schicksalsschlägen, Krankheit, Tod
überwältigen. "Wichtig ist, dass Menschen die Frage gemeinsam
aushalten." Anna Christ-Friedrich war viele Jahre fachliche
Leiterin des Arbeitskreis Leben in Heilbronn und ist Referentin für
Fort- und Weiterbildung Im Oberkirchenrat. In sieben Beobachtungen
näherte sie sich dem Thema, betonte wie Psychologe und Psychotherapeut
Professor Reinhard Tausch, dass es nicht die eine, richtige Antwort
gibt. Es gebe das Wissen von Tragik und Leid, aber auch die Gewissheit,
"diesem einem" sein Leid in Liebe anzuvertrauen. Wie der
Erstredner war auch die Theologin der Meinung: "Zum Menschsein
gehört, dass nicht alles erklärbar ist."
Reinhard Tausch gilt mit seiner Frau Anne-Marie Tausch als Begründer
und Vertreter der Klientzentrierten Psychotherapie von Carl Rogers im
deutschen Sprachraum. Der heute 80-Jährige war nach dem Tod seiner Frau
einer der Impulsgeber für die Hospizbewegung in Deutschland. Er verband
in seinen Ausführungen wissenschaftliche Aussagen mit eigenen
Erfahrungen.
"Die Warum-Frage ist ein Vortasten in das Unbekannte, um sich
Klarheit zu verschaffen ohne die Sicherheit von Lösungen", leitete
er ein. Die Sinn-Frage nach schrecklichen Ereignissen, die Frage, wie
weit Menschen für ihr Leid verantwortlich seien, stelle sich ebenfalls.
"Unser Verstand ist zu begrenzt, alles zu verstehen", führte
der Wissenschaftler aus. Der Mensch werde ins Leben gestellt, Gene und
Umwelteinflüsse bedingten sein Schicksal. Dieses annehmen, seine
mentale Einstellung zum Leben ändern könnte das Leid ertragen helfen,
so Tausch vor 180 Zuhörern.
"Es gibt keine wissenschaftliche Antwort, ob es einen strafenden
oder liebenden Gott gibt", relativierte er die Schuldgefühle, die
viele Menschen bei Schicksalsschlägen haben.
Die Warum- und Sinn-Frage müsse von jedem selbst beantwortet werden,
ergänzte Anna Christ-Friedrich. Da die Vorträge einen großen Raum
einnahmen, kam ein Dialog zwischen psychologischer und theologischer
Sicht nicht mehr zustande, was der Vorsitzende des Hospizdienstes Horst
Gold bedauerte.
Margit Stöhr-Michalsky
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Sehr geehrte Mitglieder
wir haben uns vorgenommen, Ihnen als Mitglied immer am
Jahresanfang zu schreiben. Nun sind wir schon fast in der Ferienzeit. So
gilt, besser spät als gar nicht. Sinn dieser Briefe ist, Sie zwischen den
Mitgliederversammlungen über das Geschehen im Verein zu informieren.
Also, fangen wir an:
In der letzten Mitgliederversammlung haben Neuwahlen zum
Vorstand stattgefunden. Frau Schönhardt und Frau Starzmann sind
ausgeschieden. Neu hinzugekommen sind Frau Vohrer und Frau Leutwein. Unser
herzlicher Dank gilt den Ausgeschiedenen und den Neuen. Das Gremium hat
gut zusammen gefunden. Wir sind froh über die Kontinuität in der Arbeit.
Im Jahr 2000 wurden in 17 verschiedenen Haushalten und
Institutionen 234 Einsatzstunden geleistet. Der größere Teil der
Einsätze erfolgte in Heimen. Die Bereitschaft der Verantwortlichen, auch
in der Sterbephase auf die Bedürfnisse ihrer Bewohner nach
mitmenschlicher Beziehung zu achten, ist erfreulich. Gerne würden wir den
Dienst in Privathaushalten verstärken.
Großes Interesse hat im November 2000 die
Veranstaltungsreihe "Sterbebegleitung oder Sterbehilfe"
gefunden. Das Thema ist aktuell. Offensichtlich machen sich viele Menschen
Gedanken, vielleicht sogar Sorgen. Das zeigt sich auch darin, daß 25 %
der Besucher unserer "Homepage" im Internet – www.hospiz-weinsberg.de – die Seite "Sterbehilfe" lesen.
Bei der Beschäftigung mit diesem Thema zeigte sich, dass
die sprachliche Nähe von "Hospizhilfe" und
"Sterbehilfe" nachteilig sein kann. Sterbehilfe meint das aktive
oder passive Herbeiführen des Todes. Das Anliegen der Hospizbewegung ist
jedoch, die Situation von Schwerstkranken und Sterbenden so zu gestalten,
daß der Wunsch nach einer wie auch immer gearteten Sterbehilfe nicht
entsteht. Deshalb denken wir an eine Umbenennung unseres Vereins in
"Hospizdienst". Ferner soll die Bestimmung über die Zahl der
Beisitzer im Vorstand flexibel formuliert werden. In der Einladung zur
Mitgliederversammlung werden wir die Vorschläge des Vorstands mitteilen,
damit sie in der Sitzung erörtert werden können.
Wir beabsichtigen, im Januar 2002 mit einer neuen
Vorbereitungsgruppe für Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter zu
beginnen. Von verschiedenen Seiten wurde Interesse angemeldet. Von den
Teilnehmern erwarten wir nicht von vornherein, daß sie anschließend
Einsätze machen. Wer sich im eigenen Interesse mit der Thematik der
Sterbebegleitung auseinander setzen will, ist herzlich eingeladen.
Natürlich sind wir über eine Verstärkung des Dienstes froh. Pfarrerin
Elfriede Schick wird auch diese Gruppe leiten.
Der "Freundeskreis Stationäres Hospiz" macht
mit der Schaffung eines Stationären Hospizes Fortschritte. Inzwischen ist
das Haus in der Schwabstraße in Weinsberg gekauft. Die Bauplanung ist in
ein konkretes Stadium getreten. Der jetzige Nutzer des Gebäudes, die
"JuLe" Jugendhilfe im Lebensfeld –, hofft im Frühjahr 2002 in
sein neues Domizil umziehen zu können. Dann können die Umbauten für das
Hospiz beginnen.
Und nun laden wir Sie noch zu drei Veranstaltungen ein:
-
Der Freundeskreis Stationäres Hospiz feiert am
Sonntag, 26.08.2001, von 11 bis 18 Uhr sein Sommerfest beim Backhaus
in der Kanalstraße in Weinsberg.
-
Am Donnerstag, 27.09.2001, 20 Uhr, findet in
Weinsberg, Erhard-Schnepf-Haus, Dornfeldstr. 44, ein Gesprächsabend
statt:
"Warum nur, warum?" – Die Warum-Frage im Dialog mit einer
Theologin und einem Psychiater.
Dr. Anna Christ-Friedrich, Theologin, Pfarrerin, und Dr. Gerhard
Pfaff, Psychiater.
-
Am Donnerstag, 15.11.2001, um 20 Uhr sind Sie zur
Mitgliederversammlung unseres Vereins in die Stiftstube, Beim Wachturm
1 - 5, Weinsberg, eingeladen.
Wenn Sie einen Internetzugang haben, besuchen Sie doch
regelmäßig unsere Homepage www.diakonie-weinsberg.de. Sie finden dort
neben grundsätzlichen Informationen die Seite "Aktuelles" und
eine Link-Liste zu interessanten Informationen im Internet.
Das war in Kürze ein Bericht über die "laufenden
Geschäfte". Das "Hauptgeschäft" geschieht durch die
Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter. Sie treffen sich regelmäßig in
Löwenstein und Weinsberg, die "Gruppe Berg" und die
"Gruppe Tal", wie wir sie intern nennen. Diese rund fünfzehn
Frauen und Männer sind bereit, wenn Sie gerufen werden, Sterbende zu
begleiten, für Angehörige da zu sein und Trauernden zur Seite zu stehen.
Wir danken ihnen für ihre Bereitschaft und für ihren Dienst.
Namens des Vorstands grüßen wir Sie herzlich und
wünschen Ihnen während der Ferienzeit gute Erholung an Leib und Seele,
gleich, ob Sie verreisen oder zu Hause bleiben,
Horst Gold, Erster
Vorsitzender
Martin Rau, Zweiter Vorsitzender
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Jahrbuch der Stadt Weinsberg
2001
Angst und Beklemmung, Unsicherheit und Schmerz – diese
Gefühle kennen viele von uns, wenn wir Menschen begleiten, von denen wir
wissen, daß sie bald sterben werden. Oft befallen uns Hilflosigkeit und
Ratlosigkeit am Bett des Sterbenden. Viele wollen ihren Angehörigen
beistehen, sind aber am Ende ihrer Kraft.
Was brauchen Menschen, die dem Sterben nahe sind oder an
einer schweren Krankheit leiden? Wie können wir auf sie eingehen? Wie
kann man den Angehörigen helfen? Auf diese Fragen möchte die
Hospizbewegung Antwort suchen und – wenn möglich – geben.
Oft wäre es für eine Pflegende gut und wichtig zu
wissen, daß sie in der nächsten Stunde nicht ans Bett gerufen wird. Es
wäre gut, wenn sie wüßte, daß jemand da ist, der gern gekommen ist,
nicht gleich wieder weg laufen muß und einfühlsam, zuverlässig und
unverbraucht von langer Pflege bei dem Kranken bleibt. Wenn Sie bei der
Begleitung eines sterbenden Menschen oder bei einem in ähnlich
schwieriger Lage befindlichen Schwerkranken unsere Unterstützung in
Anspruch nehmen wollen, dann rufen Sie bitte unsere Einsatzleitung an.
Telefon: 0172/9539709. Wir machen auch länger dauernde Besuchsdienste,
kommen also nicht nur, wenn der Tod unmittelbar bevor steht.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten alle
unentgeltlich. Sie erhalten lediglich Kostenersatz. Ohne ihren selbstlosen
Dienst wäre unser Verein ein Nichts. Sie tun diesen Dienst gern und
warten darauf, gerufen zu werden.
In der Regel ist es nicht möglich, diese Arbeit allein
und ohne stützendes Netzwerk zu tun. Deshalb legen wir besonderen Wert
auf die Vorbereitung für die Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter.
Nach dem Eintritt in den aktiven Dienst treffen sie sich regelmäßig, um
Schwieriges und Gelungenes auszutauschen und weitere Schritte zu planen.
Diese Gespräche halten die Begleiterinnen und Begleiter zusammen und
stärken ihnen den Rücken. Selbstverständlich stehen alle Beteiligten
unter Schweigepflicht.
Nachdem im Juni 1999 eine Vorbereitungsgruppe im
"oberen" Bereich unseres Einsatzgebietes fertig geworden ist,
gibt es zwei solcher Gruppen. Dank dieser neuen Gruppe ist unser Ziel
erreicht, auch in den Gemeinden Obersulm, Löwenstein und Wüstenrot
verläßlich den Hospizdienst anzubieten. Der Umfang der
"Einsätze" richtet sich einerseits nach den Bedürfnissen des
Schwerkranken oder Sterbenden und seiner Angehörigen, andererseits nach
den Möglichkeiten der ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen und
Hospizbegleiter.
Im Frühjahr 2002 ist ein neues Vorbereitungsseminar
geplant. Eingeladen sind Menschen, die sich für den Hospizdienst zur
Verfügung stellen wollen. Willkommen ist aber auch, wer sich aus privaten
Gründen mit Sterben und Tod befassen will.
Öffentliche Vortragsveranstaltungen führen wir so oft
wie möglich durch. Sie sollen Lebenshilfe für interessierte Bürgerinnen
und Bürger und gleichzeitig ein Fortbildungsangebot für die Aktiven des
Vereins sein. Für uns alle sind Krankheit, langes Leiden und Tod
schwierige Themen. Durch das weitgehend übliche Verschweigen dieser
Erlebnisse wird aber alles noch schwerer, denn jeder muß versuchen, ganz
allein damit fertig zu werden. Wir hoffen, mit unserer
Öffentlichkeitsarbeit da und dort das Gespräch in Gang zu bringen, damit
Erleichterung geschaffen und Einsamkeit verhindert wird. Die
Veranstaltungsorte wechseln wir bewußt ab.
Die Frage nach Sterbehilfe, gemeint ist das aktive oder
passive Herbeiführen des Todes, geht auch an unserem Verein nicht
vorüber. Im Berichtszeitraum fand eine viel beachtete dreiteilige
Veranstaltungsreihe "Sterbebegleitung oder Sterbehilfe" in der
Baukelter statt. Der Verein plant derzeit einen Beitrag im Internet unter
www.hospiz-weinsberg.de. Voraussichtlich werden die Aufsätze eines
Arztes, eines Juristen und einer Theologin Ende Januar 2002 online sein.
Vor großer Zuhörerschaft sprachen im September 2001
Prof. Dr. Reinhard Tausch, Psychotherapeut, und Dr. Anna Christ-Friedrich,
Theologin, über das Thema "Warum nur, warum". Sehr viele
Menschen suchen oft verzweifelt nach dem Sinn und der Ursache von
Schicksalsschlägen. Für viele bleibt diese Frage unbeantwortbar. Davon
ausgehend haben die Referenten Hilfen aufgezeigt, wie man auch damit
"leben" kann.
Wir hoffen, daß aufgrund des guten Dienstes und der
vielfältigen Öffentlichkeitsarbeit die Inanspruchnahme des
Hospizdienstes für schwerkranke und sterbende Menschen immer mehr zur
Normalität wird. Wir können etwas gegen Einsamkeit und
Alleingelassensein tun. Man muß uns aber sagen, bei wem Bedarf ist, und
muß unseren Dienst wollen.
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Jahrbuch 2000 der Stadt Weinsberg
Angst und Beklemmung, Unsicherheit und Schmerz – diese Gefühle
kennen viele von uns, wenn wir Menschen begleiten, von denen wir wissen,
dass sie bald sterben werden. Oft befallen uns Hilflosigkeit und
Ratlosigkeit am Bett des Sterbenden. Viele wollen ihren Angehörigen
beistehen, sind aber am Ende ihrer Kraft.
Was brauchen Menschen, die dem Sterben nahe sind oder an einer
schweren Krankheit leiden? Wie können wir auf sie eingehen? Wie kann
man den Angehörigen helfen? Auf diese Fragen möchte die Hospizbewegung
Antwort suchen und – wenn möglich – geben.
Oft wäre es für eine Pflegende gut und wichtig zu wissen, dass sie
in der nächsten Stunde nicht ans Bett gerufen wird. Es wäre gut, wenn
sie wüsste, dass jemand da ist, der gern gekommen ist, nicht gleich
wieder weg laufen muss und einfühlsam, zuverlässig und unverbraucht
von langer Pflege bei dem Kranken bleibt. Wenn Sie bei der Begleitung
eines sterbenden Menschen oder bei einem in ähnlich schwieriger Lage
befindlichen Schwerkranken unsere Unterstützung in Anspruch nehmen
wollen, dann rufen Sie bitte unsere Einsatzleitung an. Telefon:
0172/9539709. Wir machen auch länger dauernde Besuchsdienste, kommen
also nicht nur, wenn der Tod unmittelbar bevor steht.
Im Berichtszeitraum haben acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
Vereins rund zweihundert Stunden bei Schwerstkranken, bei Sterbenden und
deren Angehörigen verbracht. Sie waren in elf Einsatzstellen. Es wäre
zwar möglich gewesen, mehr Besuche zu machen, aber in diesen elf
Familien wurde ein wichtiger Dienst getan.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten alle unentgeltlich. Sie
erhalten lediglich einen Unkostenersatz. Ohne ihren selbstlosen Dienst
wäre unser Verein ein Nichts.
In der Regel wäre es wohl nicht möglich, diese Arbeit allein und
ohne stützendes Netzwerk zu tun. Deshalb legen wir besonderen Wert auf
Vorbereitung und Fortbildung für die Hospizbegleiterinnen und
Hospizbegleiter. Danach treffen sie sich regelmäßig, um ihren Dienst
zu planen, und um Schwieriges und Gelungenes auszutauschen. Diese
Gespräche halten die Begleiterinnen und Begleiter zusammen und stärken
ihnen den Rücken. Selbstverständlich stehen alle Beteiligten unter
Schweigepflicht.
Nachdem im Juni 1999 eine Vorbereitungsgruppe im "oberen"
Bereich unseres Einsatzgebietes fertig geworden ist, gibt es zwei
solcher Gruppen. Dank dieser neuen Gruppe ist unser Ziel erreicht, auch
in den Gemeinden Obersulm, Löwenstein und Wüstenrot verlässlich den
Hospizdienst anzubieten. Der Umfang der "Einsätze" richtet
sich einerseits nach den Bedürfnissen des Schwerkranken oder Sterbenden
und seiner Angehörigen, andererseits nach den Möglichkeiten der
ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter.
Öffentliche Vortragsveranstaltungen führen wir so oft wie möglich
durch. Sie sollen Lebenshilfe für interessierte Bürgerinnen und
Bürger sein und gleichzeitig ein Fortbildungsangebot für die Aktiven
des Vereins. Für uns alle sind Krankheit, langes Leiden und Tod
schwierige Themen. Durch das weitgehend übliche Verschweigen dieser
Erlebnisse wird aber alles noch schwerer, denn jeder muss versuchen,
ganz allein damit fertig zu werden. Wir hoffen, mit unserer
Öffentlichkeitsarbeit da und dort das Gespräch in Gang zu bringen,
damit Erleichterung geschaffen und Einsamkeit verhindert wird. Die
Veranstaltungsorte wechseln wir bewußt ab.
Unser Verein hat derzeit 90 Mitglieder. Ende 1999 sind zwei
Mitglieder ausgeschieden. Im Berichtszeitraum sind aber elf
hinzugekommen, so dass wir nun auf diese erfreulich hohe Zahl von
Menschen kommen, die den Hospizdienst in der Region Weinsberg fördern.
Wir hoffen, dass aufgrund der guten Arbeit und der vielfältigen
Öffentlichkeitsarbeit die Inanspruchnahme des Hospizdienstes für
schwerkranke und sterbende Menschen immer mehr zur Normalität gehören
wird. Wir können etwas gegen Einsamkeit und Alleingelassensein tun. Man
muss uns aber sagen, bei wem Bedarf ist, und muss unseren Dienst wollen.
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Rundbrief an die Mitglieder vom
29.03.2000
Nun haben wir es gerade noch geschafft, Ihnen im ersten
Quartal des neuen Jahres einen Brief zu schreiben. Damit wollen wir Sie als
Vereinsmitglied ansprechen, Ihnen für die Unterstützung der Ziele der
Hospizarbeit danken und Ihnen gebündelte Informationen geben über die
öffentlichen Veranstaltungen, die Mitgliederversammlung und die Presseartikel
hinaus.
Zu Beginn jedoch erinnern wir an unser Mitglied Ruth Kölle.
Sie ist am 28. Juli 1999 nach mehreren Monaten Pflegebedürftigkeit gestorben.
Eine Hospizhelferin hat sie in dieser Zeit regelmäßig besucht. Wer Ruth Kölle
gekannt hat, weiß, wie engagiert sie sich einsetzte, wenn sie zu einer Sache ja
gesagt hatte. So verhielt sie sich auch in der Hospizhilfe. Sie nahm an einem
Vorbereitungskurs teil und wirkte als Hospizhelferin – sie, die als
Geburtshelferin viele hundert Menschen auf dem Weg ins Leben begleitet hatte.
Wir danken ihr.
Schon – oder erst? – fünf Jahre sind seit der Gründung
unseres Vereins vergangen. Eigentlich müssten wir jetzt mit statistischen
Zahlen aufwarten. Das tun wir nicht – ehrlich gesagt, auch weil sie nicht
zusammengestellt sind. Nur so viel: Entsprechend den Vereinszielen wurde etwa
sechzig Frauen und Männern Gelegenheit geboten, sich auf den Hospizdienst
vorzubereiten. Von ihnen stehen noch knapp dreißig für den Dienst unseres
Vereins zur Verfügung. Sie haben etwas weniger als hundert Menschen auf ihrer
letzten Lebensstrecke begleitet. Die vielen öffentlichen Veranstaltungen haben
wir nicht gezählt und schon gar nicht die Teilnehmer. In der Zeitung und den
Nachrichtenblättern sind viele Hinweise auf diese Veranstaltungen und Berichte
über die hilfreiche Arbeit der Hospizhelferinnen und -helfer erschienen. –
Mit dieser Aufzählung sind auch die Hauptaufgaben der Hospizhilfe genannt.
Die Gründungsversammlung am 12. Dezember 1994 gab zu diesen
und vielen anderen Aktivitäten das Startsignal. Die Satzung wurde damals
unterschrieben von Dieter Bopp, Frank Bracke, Walter Stellrecht, Sigmund Jakob,
Christoph Planck, Walter Stein, Bernd Dietz, Erika Jakob, Hans-Ulrich Leisterer.
Wir bedanken uns bei den Unterzeichnern für ihre Initiative und ebenso bei
denen, die damals zwar mitgearbeitet, aber nicht mit unterschrieben haben. Es
bedarf solcher Menschen, um Gedanken in die Tat umzusetzen. – Von der
Hospizidee wussten damals schon viele. Da und dort waren Gruppen bereits an der
Arbeit, aber im Stadt- und Landkreis Heilbronn waren sie die ersten, die
"Nägel mit Köpfen" gemacht haben. Von den Unterzeichnern ist heute
nur noch Erika Jakob im Vorstand. Das Vorstandsmitglied Maria Leisterer hat
damals zwar nicht mit unterschrieben, war aber immer mit dabei. Dieter Bopp, der
seinerzeitige Erste Vorsitzende, hat sich aus der Arbeit zurückgezogen. Bei
Frank Bracke und Bernd Dietz machten berufliche Entwicklungen das Ausscheiden
erforderlich, in gewisser Weise auch bei Christoph Planck, der nach seiner
altersbedingten Zurruhesetzung Weinsberg verlassen hat. Walter Stellrecht hat
aus Altersgründen im Vorstand nicht weiter mitgearbeitet. Sigmund Jakob,
Hans-Ulrich Leisterer und Walter Stein schließlich konzentrieren sich heute auf
die Schaffung des Stationären Hospizes in Weinsberg. Mit diesen Zeilen ehren
wir die genannten und ungenannten Gründerinnen und Gründer und danken ihnen
ganz herzlich.
Immer wieder beschleicht uns Ungeduld, weil wir meinen, das
Angebot des Vereins würde zu wenig in Anspruch genommen. Dieser Eindruck ist
nur teilweise richtig. In der Vergangenheit wurden am Ende eines jeden Jahres
mehr Menschen besucht und mehr Zeit dafür aufgewendet als im Vorjahr. Tatsache
ist aber auch, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr Besuche machen
könnten, wenn sie angefordert würden. Andererseits ist es im konkreten Fall
manchmal gar nicht so einfach, die Möglichkeiten der Helferin und die Wünsche
und Bedürfnisse der Einsatzstelle in Einklang zu bringen. Dann sind die
Einsatzleiterinnen mit ihrem Geschick, ihrer Phantasie und ihren Kenntnissen
gefragt.
Die Einsatzleitung hat bis Mai 1999 Gemeindereferentin Iris
Schmid wahrgenommen. Sie war Teilnehmerin an der ersten Vorbereitungsgruppe für
Helferinnen und Helfer und hat sich danach im Team der Kontaktpersonen als
Koordinatorin zur Verfügung gestellt. Daraus ergab sich, daß sie die
Einsatzleitung übernahm. Wir alle, die Helferinnen und der Vorstand, waren sehr
zufrieden mit dieser Lösung, zumal Iris Schmid auch noch die regelmäßigen
Treffen der Gruppe leitete. Entsprechend groß war Anfang des Jahres die
Ratlosigkeit über ihren bevorstehenden Weggang aus Weinsberg. Noch größer war
die Dankbarkeit für ihre Arbeit und die menschliche Art, die sie bei uns gelebt
hat.
Aus der Ratlosigkeit über die künftige Einsatzleitung haben
uns Sigrid Schuler und Eva-Maria Wilske befreit. Sie haben sich bereit erklärt,
in regelmäßig wechselndem Turnus die Einsatzleitung zu übernehmen. Dank
moderner Technik geht das ganz gut, denn sie brauchen nur ein Handy und die
entsprechenden Unterlagen auszutauschen. Und sollten sie beide einmal nicht
ansprechbar sein, springt Martin Rau ein. So ist die Einsatzleitung stets über
die Telefonnummer 01 72 / 9 53 97 09 oder den angeschlossenen Anrufbeantworter
erreichbar.
Der Presse haben Sie sicher entnommen, daß der Freundeskreis
Stationäres Hospiz seinem Ziel ein gutes Stück näher gekommen ist. Für das
Gebäude Schwabstraße 20 in Weinsberg liegt ein Mietvertrag vor. Für die
Umbaukosten wurde inzwischen ein größerer Geldbetrag gesammelt, der leider
noch nicht ausreicht. Aber die entsprechenden Bemühungen werden mit viel Elan
fortgesetzt. Zwischen der Hospizhilfe Region Weinsberg e. V. und dem
Freundeskreis Stationäres Hospiz wurde am 6. Oktober 1999 eine Vereinbarung
über die Begleitung der Menschen im Hospiz und die Zusammenarbeit der beiden
Vereine geschlossen. Wenn der Eröffnungstermin des Stationären Hospizes
absehbar ist, wird unser Verein mit einer neuen Vorbereitungsgruppe für
Helferinnen und Helfer beginnen, um den dann steigenden personellen
Anforderungen entsprechen zu können.
Abschließend bitten wir Sie, wo immer nötig Mut zu machen,
den Hospizdienst in Anspruch zu nehmen. Persönlicher Zuspruch hilft am meisten.
Wir bitten Sie um Anregungen für unsere Arbeit. Wir danken Ihnen für Ihre
Treue zu diesem, Ihrem Verein. Übrigens: Bei der Mitgliederversammlung am
Mittwoch, 8. November 2000, ist der Vorstand neu zu wählen.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Horst Gold
gez. Martin Rau
Erster Vorsitzender
Zweiter Vorsitzender
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Darf Leiden
grenzenlos sein?
Oder: Die Würde des Menschen ist unantastbar
In Verbindung mit der Stadt Weinsberg bietet die Hospizhilfe Region
Weinsberg eine Vortragsreihe über das Thema "Sterbebegleitung oder
Sterbehilfe" an. Die Vortragsreihe kommt durch den Erlös der
Benefiz-Veranstaltung "Weinsberger Kulturbuffet" zustande.
Kurt Scheffler, zweiter Vorsitzender der AOK Heilbronn führte in das
Thema ein. Die Auseinandersetzung mit dem Tabu-Thema Tod sei wichtiger
denn je, meinte er. Er begrüße und achte die Arbeit der
Hospizbewegung, die Schwerstkranke bis zum letzten Atemzug menschlich
begleite.
"Darf Leiden grenzenlos sein?". Unter diesem Titel sprach
am ersten Abend der leitende Arzt der Filderklinik, Dr. med. Paolo
Bavastro. Das Vortragsthema leitete er um in "Die Würde des
Menschen ist unantastbar", denn sein Ziel war nicht, die
medizinischen Möglichkeiten der Pflege und Behandlung Schwerstkranker
darzulegen. Er appellierte viel mehr an seine Zuhörer, die Beziehung zu
einem Schwerstkranken aufzubauen. Das sei im wahrsten Sinne des Wortes
"notwendig".
"Sind die Begriffe auch richtig, die wir benützen?",
stellte er anfangs in der gut besuchten Baukelter in den Raum und machte
klar. "Schmerz ist nicht in einer Kurve nach oben unendlich".
Todkranke fühlten beispielsweise kurz vor ihrem Ableben keinen Schmerz,
alles sei bis auf das Existenzminimum zurückgezogen, auch das
Schmerzempfinden. "Es kommt darauf an, wie wir mit dem Patienten
umgehen", sagte Bavastro weiter. Je ungeschützter, je bedrohlicher
die Situation für den Patient, um so mehr brauche dieser Schutz. Denn,
der Grad seines Leidens sei nie von außen zu beurteilen. Ganz
entscheidend sei hier die Beziehung zu ihm. "Je mehr die Beziehung
zum kranken Menschen gestört ist, desto mehr leidet er". Zur
Beziehung gehörte für den leitenden Arzt der Filderklinik eindeutig
die Würde des schwerstkranken Menschen zu schützen. Nicht die Art der
Krankheit mache den Menschen unwürdig, "sondern die Art, wie ich
mit dem Kranken umgehe", entgegnete er.
Der Arzt sprach sich für die richtig eingesetzte Schmerztherapie
aus. Sie verlängere nicht das Leiden, sondern erleichterte den
Schwerstkranken, löse Verkrampfungen und lasse ihn dadurch länger
leben. Zu den Koma-Formen und zum Hirntod nahm der Arzt ebenfalls
Stellung. "Wie begleiten wir diese Menschen?", fragte er. Die
gängige medizinische Meinung sei, der Patient empfinde nichts unter
Narkose, nichts im bewusstlosen Zustand des Sterbeprozesses. Richtig
dagegen sei, dass er in einer anderen Welt lebe, Realität anders
wahrgenommen werde". Unzählige Beispiele, auch bei
Nahtoderfahrungen würden für sich sprechen. "Bescheidenheit und
Demut bei Bewusstlosen ist ganz wichtig".
Auch dass ein Schwerstkranker bei Hirntod bereits tot sei, ließ
Bavastro nicht gelten. Das Bewusstsein sei zwar unwiederbringlich weg,
die Kopfreflexe ausgeschaltet, vegetative Reflexe aber erhalten. Auch
dafür gebe es Beweise. "Wir wissen einfach nicht, ob sie etwas
wahrnehmen", befürchtete der Mediziner. Bei der Erklärung des
Hirntodes werde weltweit der Prozess des Sterbens eliminiert. Eine
perfekte Verdrängung des Sterbens also, vermutete er.
"Wir müssen lernen, Phänomene anders zu sehen, genau zu
beobachten, um den inneren Zustand eines Kranken erkennen zu
können", plädierte Paolo Bavastro. Dazu gehöre auch das
Menschenbild, das die Ärzte und die Gesellschaft in sich tragen.
"Menschsein ist nicht am Gehirn festgemacht", war sein
eindringliches Statement.
Margit Stöhr-Michalsky
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"Hollands langer Schatten"
Film von Bernd Umbreit
Der zweite Abend der Reihe über Sterbegebleitung oder Sterbehilfe der
Hospizhilfe Region Weinsberg ließ den Filmemacher aus Oberstenfeld Bernd
Umbreit zu Wort kommen. Seine Dokumentation "Hollands langer
Schatten" entstand vor sieben Jahren für den WDR. Kein objektives Für
und Wieder zur aktiven Sterbehilfe, sondern ein subjektiver Film, der
Behinderte, alte einsame Menschen, zwei junge Frauen zu Wort kommen läßt. Er
will aufrütteln, Gedanken formulieren, menschliche Werte in den Vordergrund
rücken, zur Diskussion über "Euthanasie durch die Hintertür?", so
der Untertitel des Films, anregen . "Den Menschen zuzuhören ist
notwendig in dieser Zeit, da die Erinnerung an die Euthanasieverbrechen zu
verblassen beginnt", so der Filmemacher zu den gezeigten Betroffenen.
Am 27. November hat das holländische Parlament in der ersten Kammer ein
Gesetz verabschiedet, das aktive Sterbehilfe durch Ärzte unter entsprechenden
Auflagen und Meldung an kontrollierende Behörden straffrei macht. 2/3 der
holländischen Ärzte hätten sich dem Wunsch nach aktiver Sterbehilfe
verweigert, berichtete Rechtsanwalt und ehrenamtlicher Hospizhelfer Markus
Kleine, der in den Abend einführte. Dennoch seien 2216 gemeldete Fälle im
letzten Jahr bekannt. 90 %, die sich die erlösende Spritze wünschten seien
Krebspatienten im Endstadium gewesen, so Kleine. In Deutschland habe jeder
Patient das erklärte Selbstbestimmungsrecht, die Fortführung der ärztlichen
Behandlung abzulehnen. Passive Sterbehilfe, Unterlassung einer
lebensver-längernden Maßnahme, die indirekte Sterbehilfe, wenn durch
höchste schmerzmindernde Morphium-Dosen der Tod nicht auszuschließen sei,
ist in Deutschland straffrei.
"Brauchen wir in Deutschland eine entsprechende Regelung wie in
Holland?" "Wie gehen wir mit Euthanasiegedanken um?". Fragen,
die der Gesprächsabend in den Raum stellte. "Der Schrei nach Sterbehilfe
ist ein Schrei nach Lebenshilfe" war der Filmemacher überzeugt. Er
sprach von den Erfahrungen während der Dreharbeiten, beleuchtete die
Schicksale der Menschen in der Dokumentation. "Sterbehilfe ist nicht
Erlösung des anderen, sondern vom anderen" schrieb der Spastiker im
Film, den die Ärzte schon aufgaben. "Es wird schwieriger in der
Gesellschaft zu leben", teilte eine andere Behinderte im Film mit. Die
aids-kranke junge Frau setzte sich malerisch
mit dem Tod auseinander. Sie habe gelernt, Schmerzen zu ertragen, danke für
jeden Tag, sagte sie in die Kamera. Bis zuletzt hat Umbreit sie besucht.
In der anschließenden Diskussion stellte sich die Frage nach der Freiheit
des Einzelnen über sich zu entscheiden, ebenso die Frage nach der Würde des
Menschen. "Wenn die Zuneigung zum kranken oder alten Menschen stimmt,
kann der Wunsch nach Sterbehilfe gar nicht aufkommen", so der
Filmemacher. Er sieht die Hospizbewegung als Gegenbewegung, dass Menschen in
menschlicher Wärme sterben dürften.
Margit Stöhr-Michalsky
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Heilbronner Stimme, Montag, 11.
Dezember 2000
"Der Ruf nach Sterbehilfe ist ein Schrei nach Lebenshilfe"
Von Margit Stöhr-Michalsky
Als die Hospizhilfe Region Weinsberg die Vortragsreihe
plante, ahnte sie noch nicht, welche Aktualität sie bekommen würde.
Durch das neue holländische Gesetz über aktive Sterbehilfe erhielten die
Themen" Hollands langer Schatten" und "Vergib unsunsere
Schuld" eine besondere Brisanz.
Am 27. November hat das holländische Parlament in der
ersten Kammer ein Gesetz verabschiedet, das die aktive Sterbehilfe unter
entsprechenden Auflagen und Meldung straffrei macht. "Ist diese
Diskussion in Deutschland jetzt auch fällig?", "Was sagt das
Gewissen?" Fra gen, die an den
Abenden von über 40 Zuhörern gestellt wurden.
Die Veranstaltungen fanden in gemeinsamer Trägerschaft
von Hospizhilfe, der Stadt Weinsberg statt mit Unterstützung der
Weinsberger Kirchen. Vor sieben Jahren, als in Holland bereits über
aktive Sterbehilfe debattiert wurde, hat der Filmemacher Bernd Umbreit aus
Oberstenfeld sich Gedanken dazu gemacht und in seiner TV-Dokumentation
Behinderte, alte Menschen, zwei junge Frauen, davon eine mit Aids
lebensbejahend zu Wort kommen lassen.
"Sterbehilfe ist nicht Erlösung des anderen, sondern
vom anderen", sagte der seit über 20 Jahren spastisch behinderte
Mann im Film. Eine junge Behinderte im Rollstuhl meinte: "Es wird
immer schwieriger in dieser Gesellschaft zu leben". Eine Holländerin
ging wegen der geduldeten aktiven Sterbehilfe zu einem deutschen Arzt.
Der Film "Hollands langer Schatten - oder Euthanasie
durch die Hintertür" machte betroffen, führte zu unterschiedlicher
Meinung und Diskussion. Die Erfahrungen während der Dreharbeiten, die
vielen Gespräche mit Behinderten und Kranken haben ihm gezeigt, "der
Ruf nach aktiver Sterbehilfe ist ein Schrei nach Lebenshilfe", so
Umbreit. Er sieht die Hospizbewegung als Gegenbewegung dazu.
Beim Themenabend "Vergib uns unsere Schuld"
referierte Joachim Beck, Studienleiter in der Evangelischen Akademie Bad
Boll. Er stellte kritische Fragen in beide Richtungen. Einerseits die
Freiheit des Menschen, für sich zu entscheiden. Andererseits die nicht
zustehende Beurteilung über den Wert des Lebens.
Vor allem die Angst vor langem Leiden, Angst vor zu wenig
oder zu viel Medizin löse bei den Menschen Gedanken aus, Schluss zu
machen.
Auch der Hospizverein habe bei vielen Gesprächen diese
Angst erfahren, berichtet der erste Vorsitzende Horst Gold. Doch auch
dieses: "Bei Hospizeinsätzen (bei der Begleitung Schwerstkranker,
Sterbender) ist nie jemand auf uns zugekommen. Alle Angst, die der Mensch
hat, ist die Todesangst. "Heute wisse man, dass bei dem gewählten
Schritt in den Tod andere Gründe dahinter seien.
Was ist, wenn der schwerstkranke Patient keinen Willen
mehr äußern kann? Erschreckend ist für Joachim Beck die holländische
Umfrage 1990 bei Ärzten gewesen. 27 Prozent hätten aktive Sterbehilfe
ohne Nachfrage des Patienten angekreuzt. Bei einer Umfrage vor fünf
Jahren ging diese Zahl zurück, die Säule der passiven Sterbehilfe (Un terlassung,
Absetzen lebensverlängernder Maßnahmen) jedoch hoch.
Der Theologe stellte den "gefährlichen"
minimalen Unterschied der befürworteten passiven Sterbehilfe und der in
Deutschland "ablehnenden" aktiven Sterbehilfe heraus. Beck sah
an anderer Stelle die Gefahr des "Dammbruches". Wenn erstmal die
aktive Sterbehilfe genehmigt sei, sei dann die Spirale freiwillig - nicht
ganz freiwillig - üblich - normal? Auch er plädierte für gute
Palliativmedizin, gute Hospizarbeit, den Wunsch des Patienten zu
respektieren.
Mit dem Satz "in allem Handeln werden wir
schuldig", zitierte er Bonhoeffer.
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"Vergib uns unsere Schuld"
– keine Beurteilung über den Wert des Lebens
Beim dritten Abend der Vortragsreihe der Hospizhilfe Region Weinsberg
über "Sterbebegleitung oder Sterbehilfe" sprach Joachim Beck,
Studienleiter an der Evangelischen Akademie Bad Boll. Zum Thema
"Vergib uns unsere Schuld" stellte er Fragen in beide
Richtungen, zum einen zur Freiheit des Menschen über sich zu entscheiden,
zum anderen über die Gefährlichkeit, das Tor zur aktiven Sterbehilfe zu
öffnen.
Die deutsche Ärzteschaft äußere sich eindeutig, sagte Dekan Otto
Friedrich, der in den dritten Gesprächsabend einleitete. "Hilfe beim
Sterben ja, Hilfe zum Sterben nein". Die straffreie gesetzliche
Regelung zur aktiven Sterbehilfe in Holland, die vor kurzem in der ersten
Kammer verabschiedet wurde, war Grundlage der Diskussion. Friedrich sprach
vom Tabu, das in Holland jetzt gebrochen wurde. "Wir dürfen
Sterbende nicht allein lassen", war seine Aufforderung und weiter
"wer sterben nicht akzeptiert, akzeptiert nicht das Leben".
Joachim Beck, in der Evang. Akademie Bad Boll zuständig für den
Arbeitsbereich Gesundheit/Ethik, legte eine Umfrage über aktive
Sterbehilfe in Deutschland vor. Im Westen waren 34,1 % der Bevölkerung
dafür, im Osten 40,4 %. Nach einer neusten Umfrage sind bereits 2/3 der
Befragten für aktive Sterbehilfe. Die Angst vor Leiden, vor zu viel oder
zu wenig Medizin stehe dahinter, meinte er. Es sei gar nicht einfach die
Grenze zwischen passiver Sterbehilfe, (Verzicht auf lebensverlängernde
Maßnahmen), indirekter Sterbehilfe (Inkaufnahme einer Lebensverkürzung
durch eine notwendige, z. B. schmerzlindernde Behandlung) und aktiver
Sterbehilfe (direkte Tötung) zu ziehen.
"Wie gehen wir mit dem Willen des Patienten um?", "Was
ist, wenn er seinen Willen nicht mehr äußern kann?, "Darf nur der
Starke seinem Leben ein Ende setzen?", waren Fragen, die der Theologe
kritisch in den Raum stellte. Die Angst, jemanden zur Last zu fallen, ist
bei schwerkranken Patienten gegeben. "Wird aktive Sterbehilfe nicht
irgendwann einmal zum Zwang für den Betroffenen?" gab er weiter zu
bedenken. Auch die Frage, wer kontrolliere, wer setze Grenzen, sei noch
lange nicht ausdiskutiert. Die verabschiedeten Grundsätze von Ärzten
verbieten aktive Sterbehilfe. Dagegen sei immer wieder spürbar, daß
Kostengesichtspunkte in Entscheidungen hinein spielen, meinte Joachim
Beck.
Wenn der Damm erst einmal gebrochen ist, heiße dann die Spirale der
aktiven Sterbehilfe "freiwillig – nicht ganz freiwillig – üblich
– normal"? Gute Palliativmedizin, gute Hospizarbeit, Klarheit in
den Kliniken, keine Fremdbestimmung wünschte er sich. "Wenn wir vom
Wert eines Lebens reden, bewerten wir es bereits", stellte er
eindrücklich fest.
Margit Stöhr-Michalsky
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